Platter: Pflege zu Hause muss attraktiver werden

Der Tiroler Landeshauptmann sieht im KURIER-Gespräch eine "riesige Herausforderung" auf das Pflegesystem zukommen.

Durch die Abschaffung des Pflegeregresses bestehe die Gefahr, dass pflegebedürftige Angehörige verstärkt in Heime abgeschoben werden, warnt der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

Eine Sorge, die in den vergangenen Monaten bereits mehrfach seitens der Bundesländer geäußert wurde – und die sich zumindest in Wien und Niederösterreich bereits bewahrheitet hat. So verzeichnete die Bundeshauptstadt im Zeitraum von Jänner bis August im Vergleich zum Vorjahr bereits ein Plus von 30 Prozent bei den Anfragen nach Heimplätzen, wie ein KURIER-Rundruf kürzlich ergab.

Aus diesem Grund müsse man hier „gegensteuern“ und das gehe nur, „indem man die häusliche Pflege attraktiver macht“, sagt Platter im „Warum eigentlich?“-Gespräch mit KURIER-Politikredakteurin Daniela Kittner.

In Tirol würden beispielsweise zur Zeit noch knapp 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. „Die riesige Herausforderung, die wir nun zu bewältigen haben“, so Platter, sei jene, die Menschen, die zu Hause Angehörige pflegen, entsprechend zu unterstützen. Denn: „Sonst wird das gesamte Pflegesystem nicht mehr finanzierbar sein“, so die Warnung des Landeschefs.

Ruf nach Tagesheimen

Dabei gehe es aber nicht nur um finanzielle Anreize. Sondern etwa auch darum, Tagesheime und Tagespflegebetten zur Verfügung zu stellen, damit die pflegenden Angehörigen „auch einmal auf Urlaub fahren“ können: „Denn es geht nicht, dass jemand 365 Tage, 24 Stunden pflegt.“

Hinsichtlich der künftigen Finanzierung der Pflege, also ob diese aus dem Steuertopf oder doch über eine Pflegeversicherung erfolgen soll, möchte Platter zwar keine Möglichkeit ausschließen. Dennoch meint der Landeshauptmann, das dafür nötige Geld werde „immer aus dem Steuertopf kommen“. Zwar rechnet er mit einer „heftigen Diskussion zwischen dem Finanzminister und den Bundesländern“, am Ende habe man aber „immer noch eine gute Lösung zustande gebracht“, gibt sich Platter optimistisch.

„Proeuropäischer Kurs“

Hinsichtlich des Ergebnisses der Südtiroler Landtagswahl zeigte sich Platter durchaus zufrieden. Die ÖVP-Schwester Südtiroler Volkspartei musste zwar Verluste hinnehmen, dennoch wären die 41,9 Prozent, die Landeshauptmann Arno Kompatscher erreichte, „sehr beachtlich“. Besonders wichtig ist Platter dabei, „dass dieser proeuropäische Kurs, den wir bisher gefahren sind, auch in der Europaregion Tirol fortgesetzt werden kann“.

Auch die ersten Aussagen des neuen LHs der Region Trentino, Maurizio Fugatti von der rechten Lega, findet Platter „sehr wohltuend“. Habe dieser doch bereits angekündigt, „innerhalb der Europaregion Tirol gut zusammenarbeiten“ zu wollen – und konkret ein Bekenntnis zum Brenner-Basistunnel abgegeben.

In puncto Doppelpässe für Südtiroler bleibt Platter hingegen auf der Bremse: Wenn, dann könne das Thema nur „im europäischen Geist stattfinden“. Zwar sei das eine Aufgabe der Bundesregierung, er glaube aber, „dass man diesen Doppelpass nicht unbedingt forcieren muss“: „So das Thema Nummer eins ist das derzeit nicht“, meint Platter.

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