Plagiatsvorwürfe gegen zwei Professoren der Fachhochschule Salzburg

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Beide Akademiker vor halbem Jahr wegen anderer Gründe gekündigt. Plagiatsforscher Weber überprüfte Diplomarbeiten: "Großflächig Schulmaterialien plagiiert"

An der Fachhochschule Salzburg gibt es Plagiatsvorwürfe: Der Salzburger Plagiatsforscher Stefan Weber wirft zwei im Juni gekündigten Professoren Plagiate in deren Diplomarbeiten vor. Ein Professor, der sich wegen seiner Entlassung vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit gewandt hat, habe in seiner Diplomarbeit "großflächig Schulmaterialien" ohne Nennung der Quelle plagiiert, so Weber am Mittwoch zur APA.

Professoren bereits gekündigt

Einer der beiden Akademiker hatte sich im Zuge seiner Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht Ende voriger Woche an regionale Medien gewandt. Nach 13 Jahren an der FH sei er plötzlich und ohne Vorwarnung gekündigt worden. "Nach Bachelor-Prüfungen sind ein sehr renommierter Kollege und ich daran gehindert worden, den Raum zu verlassen. Man instruierte uns sehr schnell, dass wir gekündigt und dienstfrei gestellt werden. Wir mussten dann rasch alles zusammenpacken und die FH verlassen." Da der Mann die Kündigung vor dem Arbeitsgericht bekämpft, hat die FH-Leitung unter Berufung auf dieses laufende Verfahren keine Stellungnahme abgegeben.

Aus Schulbuch plagiiert

Weber, der durch die Aufdeckung zahlreicher plagiierter wissenschaftlicher Arbeiten von Prominenten bekannt ist, überprüfte die Diplomarbeiten der beiden Professoren. In der 52-seitigen Arbeit jenes Professors, der sich an die Medien gewandt hatte, habe er "absatz- bis seitenweise Textplagiate" gefunden. Genau so "schockierend wie die üppigen Plagiate sind aber deren Quellen: In zwei Fällen wurde nachweislich Literatur aus dem schulischen Kontext plagiiert", so Weber. Und weiter: "Ein Diplomand plagiiert in seiner Diplomarbeit schulische Literatur sowie eine Berliner Hausarbeit und reicht dieses Elaborat an derselben Fachhochschule ein, an der er später Professor wird und dann selbst wiederum Bachelorarbeiten betreut. Nun ist die Frage naheliegend: Welche Zitier- und Qualitätsstandards galten eigentlich während der Betreuungszeit des 'renommierten' Fachkollegen?"

Der betroffene Professor war Mittwochvormittag für die APA zunächst nicht erreichbar. Und die FH kündigte in einer Stellungnahme gegenüber der APA eine interne Prüfung an. "Wir haben hohe wissenschaftliche Standards an unserer Fachhochschule. Alle Arbeiten haben der offiziellen Prüfungsordnung zu entsprechen. Studierende bezeugen mit ihrer Unterschrift eidesstattlich, dass sie den Qualitätsstandards Folge leisten." Die Begutachterinnen und Begutachter seien ebenfalls daran gebunden. "Daher ist es auch uns ein Anliegen, die Sachlage im Detail zu prüfen. An der FH Salzburg ist die Plagiatssoftware 'Turnitin' im Einsatz, die auch an anderen Hochschulen sehr gängig ist." Zur Zeit der Diplomarbeit im Jahr 2001 habe es allerdings noch keine solche Software gegeben. Zur zweiten Diplomarbeit äußerte sich die FH nicht, weil diese an einer anderen Hochschule eingereicht worden sei.

Die Kündigung der beiden Professoren hat nichts mit den Plagiatsvorwürfen zu tun. Denn diese wurden bereits im Juni ausgesprochen, während die FH von den Plagiatsvorwürfen eigenen Angaben zufolge erst heute erfahren hat.

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