Pinke sind oft nur die „zweite Wahl“

Pinke sind oft nur die „zweite Wahl“
Parteichefin Beate Meinl-Reisinger geht bis Kampagnenschluss die Kraft nicht aus - und beeindruckt als Person

„Wir sind fürchterlich fad“, sagt Neos-Generalsekretär Nikola Donig, als er auf dem Platz der Menschenrechte in Wien vor mehr als hundert Anhängern auf der Bühne steht. Doch die Aussage steht in krassem Widerspruch zum Trubel, der beim Einzug von Parteichefin Beate Meinl-Reisinger und der anderen Nationalratskandidaten ausbricht.

„Ein Hoch auf uns“ wird gesungen, Meinl-Reisinger umarmt ein Einhorn, im Wind flattern rosa Ballons. Die Stimmung: bestens. Es gibt eine Hüpfburg, besagtes Einhorn, Ballons und Spritzwein im Neos-Branding. Eine Band sorgt noch lange nach den – zugegeben etwas langatmigen Reden – für Stimmung. Mit „fad“ nimmt Donig Bezug auf den pinken Wahlslogan: „Wir sind fad, aber kompetent.“ Bei Neos gebe es keine Korruption, keine Skandale Donig: „Wir bringen Lösungen nicht nur auf den Tisch, sondern auch auf die Straße unter die Menschen.“

Gedämpfte Erwartungen

Die Pinken wirken an jenem Nachmittag vor der Wahl recht lässig. Wenn es aber um Spekulationen zum Wahlergebnis geht, werden sie stiller. „Schwer zu sagen“, heißt es. Die Umfragen seien nicht berauschend. Das Problem: Die Neos haben kaum Stammwähler und gelten für viele als „zweite Wahl“.

Die Parole, die sie hier unter die Leute bringen, lautet also: Kurz wird sowieso wieder Kanzler, die Grünen kommen sowieso wieder in den Nationalrat. Deshalb: Neos wählen. Als Meinl-Reisinger die Bühne betritt, wird dieser Appell noch eindringlicher, noch lauter. Man möchte meinen, die ganze „Mahü“ hört mit, als Meinl-Reisinger über die türkis-blaue „Neigungsgruppe Rechtsextremismus und Korruption“ schimpft. Diese dürfe „nie wieder eine Regierung bilden“. Jenen, die sagen, die Politiker seien eh alle korrupt, denen ruft sie zu: „Nein, verdammt, das sind sie nicht.“ Großer Applaus – nicht nur für ihre Worte, sondern wohl auch für sie persönlich: So viel Kraft nach diesem anstrengenden Wahlkampf – das erstaunt viele.

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