Pflegende Angehörige: Wien und Kärnten ziehen vorerst nicht nach

Sketch of old woman with her daughter going on a stroll
Interesse von SPÖ-regierten Ländern an burgenländischem Modell, aber keine Umsetzungspläne. Kärnten hat analysiert und wartet nun ab.

Im SPÖ-regierten Burgenland können seit einiger Zeit pflegende Angehörige beim Land angestellt werden. Das ist eine Idee, mit der auch die Bundes-SPÖ liebäugelt. In Kärnten und Wien, die ebenfalls von den Roten regiert werden, gäbe es die Möglichkeit zur Umsetzung - die Verantwortlichen reagierten auf APA-Nachfrage interessiert, aber ohne konkrete Umsetzungspläne.

 

"Es spricht nichts dagegen, von anderen Bundesländern zu lernen", wird zu dieser Thematik das Büro des für Pflege zuständigen Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) in der Tageszeitung "Der Standard" (Donnerstag-Ausgabe) zitiert. Im Gespräch mit der APA konkretisierte ein Sprecher Hackers, dass das burgenländische Modell zwar auf seine Praxistauglichkeit hin geprüft werde, aber: "Wir sind weit davon entfernt, dass wir diese burgenländische Regelung in Wien fix einführen." Wenn, wäre die Anstellung pflegender Angehöriger ein "kleines zusätzliches Angebot", da es bereits sehr viele Möglichkeiten im Pflegebereich gibt - von der Hauskrankenpflege über die Heimhilfe und Alltagsbegleitung bis hin zu Tageszentren.

 

Überdies existierten in den beiden Bundesländern strukturell unterschiedliche Voraussetzungen: Im Burgenland gebe es viel Fläche und eine dünne Besiedelung, in Wien hingegen kurze Distanzen und eben ein sehr dichtes Netz an mobilen Pflegeleistungen. In Wien bestehe außerdem das Ziel, den überwiegenden Großteil der Pflege und Betreuung auch in Zukunft von professionellen Pflegekräften durchführen zu lassen. "Und das ist gut so. Denn wir wollen pflegende Angehörige und die Familien entlasten und dazu braucht es mehr als ein paar Almosen, wie sie die ÖVP verteilen will", verwies der Hacker-Sprecher auf den, von der Bundesregierung geplanten "Pflege-Daheim-Bonus" und die SPÖ-Forderung nach einer staatlichen Pflegegarantie.

Das Konzept in dem von SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mittlerweile absolut regierten Burgenland funktioniert folgendermaßen: Burgenländer, die ihre Angehörigen pflegen, können sich für 20, 30 oder 40 Stunden bei der Pflege Service Burgenland GmbH (PSB) anstellen lassen. Die pflegenden Angehörigen bekommen ein Gehalt, sind sozialversichert und haben Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Für Krankenstands- und Urlaubsvertretungen sorgt die PSB.

In Kärnten beobachtet man die Situation vorerst - aber das durchaus mit Interesse. Eine Sprecherin der zuständigen Referentin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ), nannte die Idee, pflegende Angehörige beim Land anzustellen, auf APA-Anfrage "grundsätzlich sinnvoll". Man habe das burgenländische Konzept bereits analysiert. Jetzt werde die erste Evaluation abgewartet, um zu sehen, wie das Angebot angenommen wird. Daraus könnte man dann Hochrechnungen für Kärnten machen. Außerdem prüft man in Kärnten noch offene rechtliche Fragen bezüglich der Tätigkeitsbefugnisse, Pausenzeiten, Vertretungen und Kündigungsfristen.

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