Pflege: Massive Kritik an der Isolierung von Heimbewohnern

Pflege: Massive Kritik an der Isolierung von Heimbewohnern
Für Patientenanwältin Pilz sind die aktuellen Bewegungseinschränkungen oft „überschießend“ und „nicht haltbar“.

An der coronabedingt strengen Isolierung der Bewohner von Alten- und Pflegewohnheimen regt sich zunehmend Kritik: „Natürlich sehen wir ein, dass diese Gruppe besonders gefährdet ist und geschützt werden muss. Wir haben aber den Eindruck, dass in etlichen Einrichtungen in Wien überschießend gehandelt wird“, sagt Patientenanwältin Sigrid Pilz zum KURIER.

Sie betont, dass durch die aktuellen Regeln zur Eindämmung der Pandemie das Heimaufenthaltsgesetz, nicht außer Kraft gesetzt werde. Und dieses besage: Die Bewegungseinschränkung von Heimbewohnern müsse in jedem Einzelfall streng geprüft und begründet werden. „Ein möglicher Grund wäre zum Beispiel eine psychosoziale Gefährdungslage. Ansonsten dürfen für die Bewohner nur dieselben Ausgangsbeschränkungen gelten, wie für alle anderen Bürger auch“, sagt Pilz.

Pflege: Massive Kritik an der Isolierung von Heimbewohnern

Die Praxis sehe anders aus: In den Häusern des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) etwa müssten Bewohner, die auch nur kurz das Heim verlassen, für 14 Tage in Quarantäne. „Das ist nicht haltbar, zumal zu befürchten ist, dass der aktuelle Ausnahmezustand noch Monate andauern wird“, sagt Pilz.

Sie hat sich jetzt an die Wiener Heimträger gewandt, um dieses Problem zu thematisieren. Auch jenes, dass Angehörige die Bewohner wohl noch lange nicht besuchen dürfen. Pilz plädiert für die Einführung sogenannter Besucherboxen, wie es sie schon in der Schweiz gibt. Dabei handelt es sich um kleine Räume, in denen sich Bewohner und Besucher durch eine Plexiglaswand getrennt gegenübersitzen. Aktuell wird dies auch in Salzburg diskutiert, wobei es bereits Bedenken wegen der Kosten gibt. „Das kann doch nicht sein“, kritisiert Pilz.

Heikle Situation

In den Wiener KWP-Häusern versucht man, die Bedenken der Patientenanwältin zu zerstreuen: „Wir sperren niemanden ein“, betont ein Sprecher. „Wenn aber jemand unbedingt das Haus verlassen muss, wird er getestet und verbringt die Zeit bis zum Vorliegen des Ergebnisses in Quarantäne.“ Gehe ein Bewohner aus nicht zwingenden Gründen hinaus, müsse er selber einen Test organisieren oder nach der Rückkehr in Quarantäne.

„Anders ist die Situation leider nicht zu handhaben, zumal wir auch Häuser mit sehr vielen Bewohnern haben“, sagt der Sprecher. „Schließlich müssen wir gemäß des Betreuungsvertrags auch die Sicherheit der Bewohner gewährleisten.“

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