Pensionen: In welchen Branchen Frauen besonders schlecht gestellt sind

Pensionen: In welchen Branchen Frauen besonders schlecht gestellt sind
Ob man arbeitslos oder aus einem Job in Pension geht, entscheidet oft die Branche. Eine neue Studie von AK und Wifo hat das Phänomen untersucht und zeigt überraschende Ergebnisse.

Zusammenfassung

  • Frauen haben in Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Reinigung besonders geringe Chancen, direkt aus dem Job in Pension zu gehen.
  • Erwerbslücken sind bei Frauen deutlich größer als bei Männern, was sich negativ auf ihre Pensionshöhe auswirkt.
  • Kleinere Unternehmen bieten seltener direkte Pensionsübergänge, während größere Betriebe flexibler auf ältere Mitarbeitende eingehen können.

Im Prinzip gibt es drei Wege, wie Menschen in Österreich ihre Pension antreten: Sie arbeiten - und wechseln von da in den Ruhestand. Das ist, vereinfacht gesagt, der Idealfall, Experten nennen das einen "Direktantritt". 

Überraschende Ergebnisse

Und dann gibt es dann noch die zwei Möglichkeiten aus dem Krankenstand oder der Arbeitslosigkeit eine Pension zu beantragen - das ist die weniger gute Version. In einer neuen Studie haben Arbeiterkammer (AK) und Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) nun mit Daten der Sozialversicherung von 2010 bis 2022 (letztverfügbare Zahlen, Anm.) untersucht, in welchen Branchen und Betrieben der Direktantritt besonders gut gelingt - und wo nicht. Und hier zeigen sich - abgesehen vom Unterschied zwischen Männern und Frauen - überraschende Ergebnisse.

"Die gute Nachricht ist die: Der Anteil der Direktübertritte hat sich bei Männer wie Frauen erhöht", sagt Christine Mayrhuber, stellvertretende Wifo-Direktorin. So stieg der Anteil der Frauen, die aus einem Job in die Pension gewechselt sind, zwischen 2010 und 2022 von 67 auf 72 Prozent; bei den Männern stieg er leicht von 72 auf 73 Prozent. 

Soweit, so erfreulich. 

Was die so genannten Erwerbslücken, also die Monate bzw. Jahre angeht, in denen Frauen keine Versicherungszeiten gesammelt haben, sind Frauen in Österreich immer noch schlechter dran als Männer. Denn von all jenen, die 2022 in Pension gegangen sind, hatten Frauen im Durchschnitt 8,4 Jahre mit so genannten Erwerbslücken; bei den Männern waren es nur 5,6 Jahre.

"Problembranchen"

Als so genannte Problembranchen stellten sich jene heraus, in denen mehrheitlich Frauen tätig sind. So gehen im Bereich "Tourismus und Gastronomie" nur 50 Prozent der Frauen aus der Erwerbsarbeit in Pension, bei der Reinigung sind es 49 Prozent der Frauen.  

Bemerkenswert ist, dass die Größe des Unternehmens offensichtlich signifikante Auswirkungen darauf hat, wie Arbeitnehmerinnen in die Pension wechseln. 

Vereinfacht gesagt gilt Folgendes: Je kleiner das Unternehmen ist, desto weniger Mitarbeiter wechseln direkt in die Pension

Die Studienautoren hat das insofern überrascht, "als wir angenommen haben, dass kleine Betriebe eine persönlichere Bindung zu den Mitarbeitern haben und daher flexibler mit dem Thema des Pensionsantrittes umgehen", sagt Mayrhuber. 

Tatsächlich ist es aber so, dass größere Unternehmen offensichtlich besser in der Lage sind, älteren Mitarbeitenden Jobs anzubieten, die für sie passend sind. Und deshalb bleiben diese auch länger im Unternehmen bzw. wechseln von dort in den Ruhestand.

Was zu tun ist

Für Mayrhuber sind gerade diese Ergebnisse ein Beleg dafür, dass kleinere Unternehmen über die mannigfaltigen Fördermöglichkeiten des Arbeitsmarktes zu wenig Bescheid wissen. Und ganz grundsätzlich sei geboten, das Familien- und Frauenbild weiter zu hinterfragen. "Frauen ziehen sich in Österreich bei der Familiengründung sehr lange zurück, da muss es ein Umdenken geben." Auch die unbezahlte Sorge- und Pflegearbeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige liege nach wie vor in Hand der Frauen und müsse durchbrochen werden. Etwa, in dem man nach skandinavischem Vorbild Karenz-Zeiten exklusiv für Männer und Frauen vorsieht.

Ähnlich sieht die Situation Ines Stilling, Bereichsleiterin für Soziales in der Arbeiterkammer. "Wir wissen aus Befragungen, dass Frauen beispielsweise im Handel sehr gerne mehr arbeiten würden, allerdings gar nicht können. Sei es, weil die Kinderbetreuung fehlt, weil sie pflegebedürftige Angehörige haben - oder weil ihnen keine Vollzeit-Beschäftigung angeboten wird." Für Stilling ist wesentlich, dass Arbeitskarrieren und -prozesse so gestaltet sind, dass Arbeitnehmer diese durchhalten können. 

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