Neue Förderung: Wie Wien jetzt mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt bringen will

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Die Stadt Wien startet das Pilotprojekt Frauenstiftung Wien, bei der hundert Frauen ein Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ermöglicht werden soll.

Im Wahlkampf wurde es schon angekündigt, nun hat die Wiener SPÖ ihr erstes großes Projekt für die aktuelle Legislaturperiode auf den Weg gebracht.

Im Herbst wird die Wiener Frauenstiftung starten, wie Bürgermeister Michael Ludwig gemeinsam mit Frauenstadträtin Kathrin Gaál und Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak am Montag bekannt gab.

Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt des Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds waff, das sich gezielt an Frauen ohne Berufsausbildung richtet, um ihnen einen Neustart zu ermöglichen. Hundert Frauen, die älter als 25 Jahre sind, wird bei der Berufsorientierung geholfen, eine Ausbildung finanziert und neben dem Arbeitslosengeld des AMS Wien ein monatlicher Ausbildungszuschuss von 300 Euro gewährt.

Wie Präzisionsmedizin

Wie die Förderung im Einzelnen aussieht, sei sehr individuell, sagt Novak. „Es kommt darauf an, welchen biografischen Hintergrund die jeweilige Frau hat. Das ist wie Präzisionsmedizin des Arbeitsmarkts.“

Viele Frauen könnten wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr in ihrem ursprünglichen Bereich – etwa der Pflege – arbeiten. Andere hätten wegen früher Schwangerschaften und Betreuungspflichten ihre Ausbildung nicht abgeschlossen. Genau diese Frauen mit geringer Qualifikation seien aber besonders schwer in den Arbeitsmarkt einzugliedern – von den über 52.000 arbeitslosen Frauen in Wien haben allein 17.764 nur Pflichtschulabschluss.

Genau dabei soll die Frauenstiftung ansetzen. Um zu den 100 Auserwählten zu zählen, muss man aber bestimmte Kriterien erfüllen. Berechtigt seien etwa nur Frauen, die Arbeitslosenunterstützung erhalten, also bereits gearbeitet haben, erklärt waff-Geschäftstfüher Marko Miloradović.

Wiens AMS-Chef Winfried Göschl zeigte sich optimistisch, dass es genug Interessentinnen gäbe.

Das Pilotprojekt sei nach der großen Frauenbefragung entstanden, an der rund 15.500 Wienerinnen teilgenommen haben, erklärte Gaál. Einkommen, Arbeit und Chancen seien bei den 77.000 Antworten, die zurückgekommen seien, eines der dominierenden Themen gewesen.

Wien über Bundesschnitt

Ludwig verwies darauf, dass Wien mit 76 Prozent erwerbstätiger Frauen über dem Österreich-Durchschnitt mit 72 Prozent liegt. Zudem arbeiten in der Bundeshauptstadt weniger Frauen in Teilzeit (43 Prozent) als in Gesamt-Österreich (52 Prozent), was der Bürgermeister auf die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Wien zurückführte. Eine These, die dadurch gestützt wird, dass österreichweit 34,2 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Betreuungspflichten als Grund für die Stundenanzahl angeben, in Wien nur 23,8 Prozent. Auch das mittlere Vollzeit-Brutto-Jahreseinkommen von Frauen liegt in Wien mit 50.117 Euro über dem Bundesschnitt (47.364 Euro).

„Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter sozialdemokratischer Arbeitsmarktpolitik und Investitionen in Aus- und Weiterbildung“, befand Novak. Neben der neuen Stiftung gibt es bereits bestehende Angebote des waff (siehe Infobox).

Den Weg, in Frauenförderung zu investieren, wolle man konsequent weitergehen, nicht zuletzt, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. „Wir können viel dazu beitragen, dass mehr Frauen in qualifizierten Berufen landen und sie gleichzeitig einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten“, erklärte Ludwig. Mit der Frauenstiftung „investieren wir strategisch in unser wichtigstes wirtschaftliches Gut: gut ausgebildete Fachkräfte.“ Damit bezog er sich darauf, dass der Fachkräftemangel, der aufgrund des demografischen Wandels droht, gemildert werden kann.

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