Parlament wird auf Pump saniert

1883 fand die erste Sitzung im Haus am Ring statt. Immer wieder wurde seither saniert – hier etwa der historische Sitzungssaal
Ab 2017 wird das Haus am Ring umgebaut. Zahlen wollen die Politiker aber erst 2020.

In Sparzeiten hofft man im Parlament heuer auf einen milden Winter: Wenn eine dicke Schneedecke auf dem Dach des Ringstraßengebäudes liegt, muss der Schnee mittels Heizung des Dachgeschoßes abgetaut werden, um einen Einsturz der fragilen Dachkonstruktion zu verhindern. Das ist teuer.

2020 soll damit Schluss sein: Mittwochabend erhielten alle sechs Parlamentsklubs von der Direktion die möglichen Varianten für die Generalsanierung des Hauses. Bis zum Frühjahr müssen sich die Klubs entscheiden, damit 2017 der geplante Baustart erfolgen kann. Projektleiter Alexis Wintoniak: „Die erste Sitzung im sanierten Haus wäre im Herbst 2020 möglich.“

Sechs mögliche Varianten haben die Planer der Politik vorgelegt. Ein Überblick:

Restnutzung: Ohne Entscheidung für eine Sanierung laufen 2014 Betriebsgenehmigungen wegen Brandschutzmängeln aus. Das Haus wird Schritt für Schritt gesperrt.

Instandsetzung: Die Minimalvariante: Man behebt alle Schäden und Mängel. Das verursacht Baukosten von 144 Millionen. Inklusive Honoraren, Umsatzsteuer und Inflation kostet die Variante 280 Millionen Euro.

Grundsanierung: Alle Mängel werden behoben. Zudem wird das Gebäude für einen späteren Ausbau vorbereitet. Gesamtkosten: 330 Mio.

Nachhaltige Sanierung: Das Gebäude wird ordentlich saniert, die Energieeffizienz gesteigert. Man schafft einen Spazierweg für Besucher, baut ein neues Café und 8000 Quadratmeter Dachfläche zu Büros um. Kostenpunkt: 350 Mio. Euro. Die Variante wird von der Parlamentsdirektion empfohlen. Wintoniak: „Die Mehrkosten hätten sich in fünf bis 15 Jahren amortisiert“. Schließlich muss man dann keine teuren externen Büros in der Wiener Innenstadt anmieten.

Architektonisches Zeichen: Die Sanierung wird mit einem Architektur-Highlight wie einer Kuppel oder einem Turm gekrönt. Das kostet 28 Millionen zusätzlich und in Summe 418 Mio.

Neubau: Kostenpunkt 484 Millionen Euro.

Bauen trotz Budgetnot

Nicht eingerechnet sind in allen Varianten die Kosten für die Finanzierung sowie eine mögliche Kostennüberschreitung von bis zu 20 Prozent. Bisher waren 500 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. Die haben Rot und Schwarz angesichts des Budgetlochs nun gestrichen.

32 Millionen sollen nun reichen, um alle Vorbereitungsarbeiten zu finanzieren. „Wir können mit dem Ergebnis gut leben und weiterplanen“, sagt Parlamentsdirektor Harald Dossi. Und Wintoniak ergänzt, die großen Zahlungen kämen ohnehin erst nach dem Baustart: „Die Schlussrechnung ist 2020.“

Vorsichtige Zustimmung

Die Klubs wollen nun einmal mit ihren Abgeordneten beraten. Einig sind sich alle, dass eine Sanierung nicht mehr aufzuschieben ist. Im SPÖ-Klub heißt es: „Die Notwendigkeit der Sanierung wird nicht angezweifelt. Mit halben Sachen ist es nicht getan.“ Norbert Hofer von der FPÖ meint: „Neubau und Zusperren fallen für uns weg. Luxus wird es mit uns nicht geben. Aber wir werden schauen, was auf längere Sicht das Sinnvollste ist.“ Neos und Grüne sind eher für einen großzügigeren Umbau, das Team Stronach bremst, die ÖVP berät noch.

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