Pamela Rendi-Wagner: "Können auf unser Gesundheitssystem stolz sein"

Pamela Rendi-Wagner ECDC European Health Forum Gastein
Die Direktorin der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC und frühere SPÖ-Chefin hält nichts vom Krankreden des Gesundheitssystems.

Chronische Finanzierungsprobleme, massive Personalnöte, überholte Strukturen: Mit Schlagworten wie diesen sorgt die Gesundheitsversorgung seit Jahren europaweit für Negativ-Schlagzeilen. Kein Wunder, dass nicht wenige bereits das Ende des solidarischen Systems europäischen Zuschnitts vorhersagen.

Diesen düsteren Prognosen will Pamela Rendi-Wagner eine optimistische Erzählung entgegenhalten. Die frühere Gesundheitsministerin und SPÖ-Chefin ist seit 2024 Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. 

„Wenn man es mit jenen auf anderen Kontinenten vergleicht, können wir auf unser europäisches Gesundheitssystem sehr stolz sein“, betont sie beim European Health Forum Gastein. Freilich seien ständig Adaptionen notwendig. „So müssen wir aus den Lektionen lernen, die uns die Covid-19-Pandemie erteilt hat“, betont sie. 

Kooperieren auf allen Ebenen

Um künftig besser auf solche Bedrohungen reagieren zu können, müsse vor allem die Zusammenarbeit auf allen Ebenen ausgebaut werden – innerhalb und zwischen den einzelnen Ländern genauso wie zwischen den unterschiedlichen europäischen Gesundheitsbehörden und -institutionen. „Die Herausforderungen können nicht von einem Land oder einer Region alleine gestemmt werden“, so Rendi-Wagner.

Zunehmend wird auch ein funktionierendes Gesundheitssystem als wichtiger Sicherheitsfaktor in einer Welt multipler Krisen und Bedrohungen betrachtet. Wobei auf vielen Ebenen Investitionen notwendig seien, um diesen zu erhalten, so der Tenor bei einer von der ECDC organisierten Diskussionsrunde im Rahmen des Forums. 

Allen voran bei der Gesundheitsbildung, wie András Tivadar Kulja, Arzt und ungarischer EU-Parlamentarier betont. Nur so ließe sich die von Rechtspopulisten geschürte Desinformation etwa zum Thema Impfen beseitigen. Er selbst nutzt im Kampf dafür soziale Medien, allen voran TikTok – mit Erfolg, wie mehr als 100 Millionen Views beweisen. 

In Vorsorge investieren

Auch und gerade in Zeiten maroder Staatsbudgets sei es wichtig, in Prävention zu investieren, betont Charlotte Marchandise von der European Public Health Association. Würde doch jeder in diesem Bereich investierte Euro bis zu 15 Euro an Ausgaben sparen.

In den USA der Ära Trump ist das öffentliche Gesundheitssystem unterdessen massiven Angriffen ausgesetzt. Etwa die staatlichen Centers for Disease Control and Prevention wie auch universitäre Forschungsinstitutionen.

Für Kulja seien dies besorgniserregende Vorgänge. Immerhin tue sich für Europa dadurch eine Chance auf: „Wir können zeigen, dass wir ein sicherer Ort sind. Vielleicht können wir die Abwanderung von Forschern in die USA umkehren.“ Etwas, worum sich zuletzt auch Österreich intensiv bemühte. 

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