"Wir haben Würde, Ehre und sind keine Puppen in einer russischen Muppet-Show" – es waren markige Worte, mit denen der Leiter der ukrainischen Delegation die OSZE-Parlamentsversammlung in der Wiener Hofburg am Donnerstag von Kiew aus kritisierte.
Weil bei der Sitzung, an der mehr als 300 Parlamentarier aus mehr als 50 Ländern teilnehmen, auch eine sechsköpfige russische Delegation eingeladen war, blieben die Gesandten aus der Ukraine und Litauen fern.
Dass der zweite Sitzungstag am Freitag ausgerechnet auf den Jahrestag des russischen Einmarschs in der Ukraine fiel, versprach eine besondere Atmosphäre. Medienvertreter waren nicht zugelassen, der KURIER fragte also bei zwei Mitgliedern der österreichischen Delegation nach, wie sie die Versammlung wahrnahmen.
Reinhold Lopatka (ÖVP), erlebte bei der OSZE-Versammlung eine "Stimmung wie in einer Arena".
Besondere Atmosphäre
"Normalerweise findet die OSZE-Versammlung medienöffentlich statt, erhält aber keine Aufmerksamkeit. Heute ist das umgekehrt", meint Reinhold Lopatka (ÖVP), der nicht nur Teil der österreichischen Delegation, sondern auch Vizepräsident der OSZE-Parlamentsversammlung ist. Die Entscheidung, keine Medienvertreter zuzulassen, sei "aus Sorge, die russische Delegation könnte die Veranstaltung für ihre Propagandazwecke missbrauchen", gefallen.
Auch Doris Bures (SPÖ) erlebte "eine außergewöhnliche Situation". Dass die russischen Parlamentarier teilnehmen durften, hält sie für "grundsätzlich richtig": "Das handhabt auch die UNO bei Sitzungen in Wien so."
Doris Bures (SPÖ) hält es für richtig, dass die russische Delegation teilnehmen durfte. Dazu habe sich Österreich als Gastgebernation verpflichtet.
Auch ohne anwesende Medienvertreter war die Stimmung im Saal aufgeheizt. Etwa die Hälfte der Delegierten zeigte ihre Solidarität gegenüber der Ukraine mit Fahnen oder Kleidungsstücken in Blau-Gelb. Am Vormittag kritisierten alle Redner in ihren Wortmeldungen die russische Invasion heftig – und ernteten dafür von einem Großteil der Teilnehmenden laute Zustimmung. "Die Delegierten haben nicht nur applaudiert, sie sind auch regelmäßig aufgestanden", erinnert sich Lopatka. "Die Stimmung war wie in einer Arena."
Erst am frühen Nachmittag erhob sich dann erstmals einer der sechs russischen Delegierten, die neben zwei Gesandten aus Belarus in der letzten Reihe saßen. Bei der Rede des Russen verließen etliche Teilnehmende den Plenarsaal.
Lopatka selbst hatte nur kurz Kontakt zu den russischen Gesandten. Sie hätten sich professionell gegeben "und schlicht gesagt, sie seien froh, heute und morgen in Wien sein zu können."
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