Von Demut bis Schockstarre: Reaktionen in OÖ

Reinhold Mitterlehner: Josef Pühringer habe das schlimmste verhindert.
Nach dem Sieg der FPÖ bei der Landtagswahl gibt es hängende Gesichter und einiges an Euphorie.

Nach dem Erdrutschsieg der FPÖ bei der Landtagswahl in Oberösterreich gab es mit Ausnahme der FPÖ fast nur hängende Gesichter. SPÖ-Landesgeschäftsführer Peter Binder sprach kurz nach 16 Uhr auch gleich für die ÖVP mit: "Es ist eine schmerzliche Niederlage für SPÖ und ÖVP", sagte er.

"Eine schallende Ohrfeige", kommentierte Reinhold Lopatka, Klubchef der ÖVP, das Ergebnis. Er meint, das Ergebnis sei stark vom Asylthema beeinflusst. Er selbst möchte niemanden als Koalitionspartner ausschließen, außerdem sei das Sache von Josef Pühringer. Dieser habe "alle Möglichkeiten". Eigentlich aber haben momentan nur Schwarz-Rot - eine mögliche Verlierer-Koalition - und Schwarz-Blau eine Mehrheit.

Ähnlich argumentierte ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner. Er hat das Wahl-Ergebnis bedauernd kommentiert: "Es wäre mehr drinnen gewesen", sagte er in einer ersten Stellungnahme. Das Asylthema habe alles überlagert. Es habe nicht nur eine österreichische, sondern eine europäische und sogar weltweite Dimension. Ohne Landeshauptmann Josef Pühringer wäre die Lage noch schwieriger.

Josef Pühringer selbst versprühte Zweckoptimismus: "Wir haben bei dieser Wahl einen Preis bezahlt, den wir nicht verschuldet haben". "Wir haben das Ergebnis so zu nehmen, wie es ist", sagte der sichtlich gezeichnete Pühringer im ORF-Fernsehen. Auf die Frage nach einer möglichen schwarz-blauen Koalition: "Ich schließe an diesem Abend nichts aus und nichts ein". NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll äußerte nach der OÖ-Wahl "größten Respekt" für seinen Amtskollegen. Josef Pühringer habe "mit der oberösterreichischen ÖVP tapfer gekämpft und den ersten Platz im Land gehalten".

"Enttäuscht" über das SPÖ-Ergebnis bei der oberösterreichischen Landtagswahl hat sich Bundesparteichef und Bundeskanzler Werner Faymann gezeigt. Faymann verwies darauf, dass das Flüchtlingsthema alle anderen Themen verdrängt habe. Viele Ängste hätten ein große Rolle gespielt und davon hätten am meisten jene profitiert, "die die Leute aufhetzen".

Der Landesgeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich, Wolfgang Hattmannsdorfer, stellte in einer ersten Reaktion auf die Hochrechnungsergebnisse fest, man dürfe diese nicht an 2009 messen - "das wäre wie Äpfel mit Birnen vergleichen". Es habe sich um keine Landtagswahl gehandelt, sondern sie sei von der "Völkerwanderung" überlagert worden. ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel hat die Verluste seiner Partei bei der oberösterreichischen Landtagswahl als "bitter" bezeichnet.

Der schwarze steirische LH Hermann Schützenhöfer zeigte sich am späten Sonntagnachmittag alles andere als glücklich über die Resultate der OÖ-Wahl: "Josef Pühringer hat leider heute die Rechnung für andere bezahlt. Wäre es um Oberösterreich gegangen, hätte das Ergebnis sicher anders ausgesehen".

Richtiggehend schockierend ist das Ergebnis für Kärntens SPÖ-Vorsitzenden Landeshauptmann Peter Kaiser: "Auch wenn die Richtung des Ergebnisses vorherzusehen war, so ist es in der Gesamtheit doch eine negative Überraschung", so Kaiser.

Der scheinbaren Mehrheitsmeinung stimmt auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig zu. Sie freut sich über den Zugewinn der Grünen und ist trotz deren Zuwächse weiter für eine "Zusammenarbeit jenseits von Blau". Man könne sich an keine Wahl erinnern, die so stark vom Flüchtlingsthema überlagert wurde.

NEOS-Chefin Judith Raab trug am frühen Abend immer noch Optimismus zur Schau: Es sei "denkbar knapp", aber die Prognosen würden den Einzug der Pinken noch offen lassen. Sie setzte ihre Hoffnung auf die großen Städte, die noch nicht ausgezählt waren. Aber selbst wenn die NEOS scheitern sollten: "Es ist ein Wunsch nach Veränderung erkennbar. Mindestens 30.000 Leute haben die Pinken gewählt", so Raab.

Strache "freut sich auf Wien"

Heinz-Christian Strache freut sich nach dem fulminanten Erfolg schon auf die Wahl in der Bundeshauptstadt. "In Wien ist alles möglich." Die FPÖ könne stärkste Kraft werden, sagte er am Sonntag in Linz. Er forderte zudem ein Ende "der Ausgrenzung". Josef Pühringer wäre gut beraten, das demokratische Ergebnis ernst zu nehmen und die Ausgrenzung der FPÖ zu beenden, spielt Strache wohl auf eine schwarz-blaue Koalition an. Das sei es, was die Menschen wollen, so Strache. Das Volk wolle eine inhaltliche Veränderung, denn es gebe in vielen Bereichen "dramatischen Fehlentwicklungen".

Straches Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner gab sich bei der blauen Wahlfeier im Ars Electronica Center (AEC) in Linz bescheiden. Er nehme das Wahlergebnis "mit Demut" entgegen, "mit einem derart massiven Wahlsieg" habe er nicht gerechnet. Er wolle nun mit allen eine gute Zusammenarbeit und "auf Augenhöhe verhandeln".

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