KURIER-OGM: Gros will staatliche Eingriffe, 38 % für Beibehaltung der Benya-Formel

Inflation ist in Österreich weit über dem EU-Schnitt
Türkis-grün ist laut Umfrage für die schlechte wirtschaftliche Situation verantwortlich. Wenig Vertrauen, dass die Dreierkoalition den "Österreich-Aufschlag" lösen kann.

Geht es nach der Schnellschätzung der Statistik Austria, beträgt die Inflationsrate im Vormonat August 4,1 Prozent. Geht es nach der Dreierkoalition, ist das Ziel der kommenden Monate, die Teuerungsrate zu halbieren und damit auf 2 Prozent zu bringen und das Wirtschaftswachstum auf 1 Prozent zu trimmen.

Geht es nach Meinung der 1.027 von OGM für den KURIER Befragten (Schwankungsbreite +/-3,1 %) gibt es für die schlechte Konjunktur und die hohe Inflation nur einen Grund und ein probates Mittel, dagegen vorzugehen.

Eine veritable Mehrheit (65 %) spricht sich dafür aus, dass der Staat in Preise eingreift. Die meisten Befürworter sind unter deklarierten SPÖ-Wählern zu finden (73 %), dicht gefolgt von ÖVP-Wählern (72 %) und Anhängern der Grünen (69 %) - etwas weniger können FPÖ-Wähler (59 %) und Neos-Wähler (54%) möglichen Preiseingriffen abgewinnen.

Kurier-Grafik

66 % gehen zudem davon aus, dass eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, die Preissteigerungen reduzieren könnte - wiewohl Regierung wie Experten diesem Vorschlag bereits mehrfach eine Absage erteilten. FPÖ- und SPÖ-Wähler sind besonders von der Mehrwertsteuer-Senkung angetan - 78 % respektive 73 % - sprechen sich dafür aus. Anderer Meinung sind die ÖVP-Wähler, die sich zu 46 % gegen eine Senkung aussprechen ebenso wie 40 % der Grün-Wähler.

KURIER-OGM: Gros will staatliche Eingriffe, 38 % für Beibehaltung der Benya-Formel

Wohnen ist wie Energie und Lebensmittel einer der Preistreiber

Weniger hoch die Zustimmung, wenn es um Eingriffe in den freien Wohnungsmarkt und die damit verbundenen Mieten geht. 57 % plädieren für einen Mietpreisdeckel, 27 % sprechen sich dagegen aus. 

SPÖ-Wähler finden den Vorstoß, der auch von SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler immer wieder ins Treffen geführt wird, besonders gut (79% sind für einen Mietpreisdeckel). Noch besser finden den Eingriff in den freien Wohnungsmarkt nur Grün-Wähler (85%). Ganz anderer Meinung sind Wähler der Neos (38 %). Ähnlicher Meinung beim Mieteneingriff sind ÖVP- und FPÖ-Sympathisanten. Sie sprechen sich zu 51% beziehungsweise 53 % für einen Eingriff aus.

KURIER-Grafik

"Trotz aller geharnischter Kritik und Protesten an der Regierung und der damit verbundenen Meinung, dass uns diese Situation von der letzten Regierung eingebrockt wurde, wird der Ruf nach dem Staat nur noch lauter. Eigentlich ein krasser Widerspruch", resümiert OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer die Umfragedaten.

KURIER-OGM: Gros will staatliche Eingriffe, 38 % für Beibehaltung der Benya-Formel

DREIERKOALITION von ÖVP, SPÖ und Neos

Was den eigenen Wohlstand wie den des Landes betrifft, zeigen sich die Österreicher besorgt. 

  • 79 % sorgen sich sehr und eher um den Wohlstand der Republik - 22 % geben an, sich weniger und gar nicht zu sorgen.
  • 58 % machen sind sehr und eher in Sorge um den eigenen Wohlstand - 41 % machen sich weniger bis keine Sorgen.
KURIER-Grafik

Der Grund für die missliche wirtschaftliche Situation der Republik ist für viele evident: Die letzte Regierung - also die türkis-grüne Koalition - hat viele Fehler gemacht (48 %), für 19 % sind die Fehler in und bei der EU zu suchen - in Relation nur 16 % erachten die Abhängigkeit der heimischen Industrie für die Hauptursache. 

US-Präsident Donald Trump und seine Zollpolitik sind für 10 % die Ursache dafür, warum Österreichs Wirtschaft schwächelt. "Auch in dieser Frage zeigt sich", so Bachmayer, "die verdrehte Meinung in der Öffentlichkeit. Hauptschuld an der Krise trägt die letzte Regierung".

Von einer "realistischeren Sichtweise" spricht der OGM-Chef bei der Frage nach dem "Österreich"-Aufschlag (Lebensmittel sind in Österreich teurer als im benachbarten Ausland) und wie die Politik diesem beikommen kann. 

"Realistischere Sichtweise" bei "Österreich"-Aufschlag

71 % gehen davon aus, dass die Regierung das Problem nicht wird lösen können und die Preise weiter hoch bleiben. 17 % glauben an das Versprechen von ÖVP- und Regierungschef Christian Stocker, sich auf EU-Ebene gegen den "Österreich"-Aufschlag einsetzen zu wollen. Lediglich 7 % gehen davon aus, dass die Preise auf nationaler Ebene gelöst werden.

Im Parteienvergleich gehen insbesondere die ÖVP-Wähler davon aus, dass die Regierung die hohen Lebensmittelpreise auf EU-Ebene lösen wird (36 %). Kein Vertrauen haben diesbezüglich die FPÖ-Wähler (4 %). Eine Lösung auf nationaler Ebene halten die SPÖ-Sympathisanten für am wahrscheinlichsten (17 %) - FPÖ- und Grün-Wähler halten das für unrealistisch (2 % respektive 3 %).

Freiheitliche Stammwähler (91 %) gehen fix davon aus, dass die Regierung die Preise nicht lösen wird - ÖVP-Wähler sind gegenteiliger Meinung (48 %).

KURIER-Grafik

Wer sparen muss, der verzichtet gegenwärtig laut OGM-Umfrage am ehesten auf Lokal- und Restaurantbesuche (33 %) und Reisen (23 %). Gleichsam am wenigsten geschaut wird aufs Geld bei der Mobilität (4 %) und Bildung sowie Kultur (3 %).

Angesichts der kommenden Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst plädieren 38 % an der Benya-Formel festzuhalten. Besonders Wähler von SPÖ (55 %) und FPÖ (45 %) plädieren dafür - ganz im Gegensatz zu ÖVP-Wählern (15 %). 31 % sprechen sich dafür aus, dass die Inflation ohne weitere Zuschläge abgegolten werden soll.

KURIER-Grafik

Kollektivvertragsverhandlungen

"Trotz aller Klarheit, dass wir in einer veritablen Krise stecken, wollen fast 70 % eine Inflationsabgeltung", sagt Wolfgang Bachmayer angesichts der Umfragedaten. "Nur jeder Fünfte akzeptiert, dass die Löhne unter der Inflation angehoben werden. Vor allem bei den SPÖ-Wählern ist das mit 1 % ein No-Go."

Ganz anderer Meinung sind Neos- und ÖVP-Wähler. 35 % der pinken und 34 % der türkisen Sympathisanten können einer Lohnerhöhung unter der Inflation etwas abgewinnen. 

Kommentare