OGM-Umfrage: Mehrheit hält Kammer-Kritik für berechtigt
Harald Mahrers Nachfolgerin an der Spitze der Wirtschaftskammer – Martha Schultz – will "keine Revolution, aber Reform“. Geht es nach Meinung der von OGM Befragten (1.014 Wahlberechtigte/Schwankungsbreite: +/- 3,1 %) ist bei einer Reform die Reduktion der derzeit neun Kammern unabdingbar.
35 % sprechen sich für weniger Länderkammern als die derzeit bestehenden neun in den Bundesländern aus.
26 % sind für eine Abschaffung der derzeit geltenden und vielfach kritisierten Pflichtmitgliedschaft und 13 % befürworten eine Senkung der Beiträge (Kammerumlage 1 und 2). Das geplante Gehaltsplus für WKO-Mitarbeiter von 4,2 % (es liegt nun für das kommende Jahr bei 2,1 %) und die erhöhten Entschädigungszahlung für Spitzenfunktionäre brachten Mahrer um seine Posten in WKO, Wirtschaftsbund und Oesterreichischer Nationalbank und der Wirtschaftskammer viel Kritik ein.
Kritik, die auch andere Kammern, vor allem aber die Sozialpartner – Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) – zu umfassen beginnt und diese damit ins öffentliche Interesse rückt.
Für 64 % der Befragten ist die Kritik an der Sozialpartnerschaft berechtigt. Allen voran FPÖ (78 %), ÖVP (67 %) und Neos (56 %) halten die kritischen Töne für legitim – nur die Grünen äußern weniger laut Kritik (52 %), die SPÖ in Relation am wenigsten (41 %).
„Trotz allem gibt es weiterhin eine klare Zustimmung zur Sozialpartnerschaft“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer angesichts von 64 %, die die Zusammenarbeit von ÖGB, AK, WKO und Co. für wichtig erachten. Lediglich 20 % sind gegenteiliger Meinung. Bachmayer: „Die Lohnverhandlungen der letzten Jahre und die damit verbundenen hohen Abschlüsse haben sicher die Zustimmung zu den Sozialpartnern erhöht.“
Lohn & Zustimmung
Die Vertreter der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite sind für 76 % der Befragten insbesondere deshalb wichtig, weil sie die Löhne und Gehälter seit Jahrzehnten verhandeln. Nur 5 % ist dieser Umstand egal.
Ähnlich gering ist die Haltung betreffend der Arbeiterkammerbeiträge selbst, die jedem arbeitenden Menschen in Österreich direkt vom Lohn abgezogen werden. 71 % wissen, dass sich die AK von eben diesen Beiträgen finanziert, 21 % ist das nicht bewusst, 4 % ist es einerlei.
Ginge es nach den Befragten, so sollten sich die Kammern in Österreich durch freiwillige Mitgliedschaften finanzieren. Das ist beispielsweise bei der Gewerkschaft der Fall: Um Mitglied zu sein, muss man aktiv beitreten und jährlich einen Gewerkschaftsbeitrag zahlen. 52 % sind für eine solche Mitgliederfinanzierung innerhalb der Kammern. 38 % sprechen sich dafür aus, dass die bestehenden Finanzierungsmodelle – automatische Mitgliedschaft beispielsweise bei Arbeiter-, Ärzte, Anwalts- oder Wirtschaftskammer – bleiben.
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