Offenes Rennen um Bünker-Nachfolge

Bünker geht mit der Karfreitags-Regelung der Regierung ins Gericht
Drei Kandidaten rittern um die Führung der evangelisch-lutherischen Kirche.

Am 4. Mai entscheidet die evangelisch-lutherische Synode über die Nachfolge von Bischof Michael Bünker, der in Pension geht. Derzeit sieht es nach einem Dreikampf um die Führung der evangelischen Kirche A.B. aus.

"Eine Frau wäre ein wichtiges und gutes Zeichen", hat Bünker vor ein paar Wochen im KURIER-Interview gemeint. Bisher haben sechs Superintendenturen (Diözesen) ihre Vorschläge eingereicht, wobei maximal zwei Kandidaten genannt werden dürfen. Eine Frau ist nicht darunter. Auch die Superintendentialversammlungen von Oberösterreich, die am Samstag als letzte ihre Kandidaten kürt, wird auf einen Mann setzen.

Damit kommt es zu einem Rennen zwischen dem früheren Diakonie-Direktor Michael Chalupka, Kärntens Superintendenten Manfred Sauer und dem oberösterreichischen Pfarrer Andreas Hochmeir.

Der Linksliberale

Chalupka ist der wohl bekannteste der drei Kandidaten. Bis im Vorjahr war er 24 Jahre lang Direktor der Diakonie – und als solcher medial stark präsent. Vor allem zu sozialpolitischen Themen hat er sich – oft ziemlich direkt – zu Wort gemeldet. Aber auch die Flüchtlingsthematik war ihm ein großes Anliegen.

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Michael Chalupka, ehemaliger Direktor der Diakonie.

Chalupka wurde vom Burgenland, Salzburg/Tirol, der Steiermark und Wien nominiert. Er gilt als PR-Profi und klar linksliberal positioniert. In der evangelischen Kirche, in der es zwei starke Lager – liberal und konservativ – gibt, macht er sich damit nicht nur Freunde. Was ihm nach Jahrzehnten in der Diakonie zudem fehle, sei die Verankerung in der Gemeinde, heißt es aus Kirchenkreisen.

Der Umstrittene

Im Zuge der Diskussion um den Karfreitag war auch Kärntens Superintendent Sauer medial stark präsent. Dass er in der Causa deutlich härtere Worte fand als Bünker, verschaffte ihm viel Anerkennung unter Evangelischen. Allerdings ist auch Sauer, der von Kärnten/Osttirol und Wien nominiert wurde, nicht unumstritten. Für konservative Kreise hat er sich in der Frage der gleichgeschlechtlichen Trauung (die seit Kurzem in der evangelischen Kirche möglich ist) zu eindeutig positioniert.

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Manfred Sauer, Superintendent von Kärnten.

Aber auch das liberale Lager hatte in der Vergangenheit so seine Schwierigkeiten mit Sauer. Diesem war der Superintendent zu wenig kritisch gegenüber Jörg Haider. Und als Sauer nach dem Tod des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Lob für den Verstorbenen fand, trat aus Protest sogar die ehemalige burgenländische Superintendentin Gertraud Knoll aus der evangelischen Kirche aus.

Der Unbekannte

Mit Jahrgang 1960 sind sowohl Chalupka als auch Sauer nur vorübergehende Lösungen. Beide müssten 2025 pensionsbedingt zurücktreten. Nur Hochmeir könnte die vollen zwölf Jahre als Bischof durchdienen. Der 44-jährige Pfarrer von Wallern (Bezirk Grieskirchen) ist – zumindest medial - der große Unbekannte unter den Kandidaten. Innerkirchlich hat dürfte er aber keine kleine Gefolgschaft haben, immerhin wurde er vom Burgenland, Niederösterreich, Salzburg/Tirol und der Steiermark nominiert. Und auch die oberösterreichische Superintendentialversammlung dürfte auf Hochmeir setzen.

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Andreas Hochmeir, Pfarrer von Wallern (OÖ).

Dass Hochmeir in manchen Medien als „evangelikal und bibeltreu“ bezeichnet wurde, stößt in oberösterreichischen Kirchenkreisen dann doch auf Verwunderung. Dort wird Hochmeir als „integrativer Kandidat“ bezeichnet, der es in seiner Gemeinde geschafft habe, liberales und konservatives Lager zu verbinden.

Insgesamt gehen Beobachter von einem „völlig offenen Rennen“ um die Nachfolge von Bischof Bünker aus. Die Entscheidung der Synode am 4. Mai hänge auch davon ab, welche Themen die Versammlung dominieren und wie sich die Kandidaten dazu dann positionieren.

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