ÖVP will Herbstferien, Eltern lehnen ab

Familienministerin Sophie Karmasin will weniger Stress für die Schüler
Schulfrei im Herbst? Alter Vorschlag, neu präsentiert: ÖVP will Schülern zwischen 26. Oktober und 2. November frei geben.

Der Vorschlag kommt mit schöner Regelmäßigkeit auf das innenpolitische Tapet, ob er jemals umgesetzt wird, steht in den Sternen – zu groß sind die Vorbehalte, zu vielfältig die Für und Wider.
Es geht um das Thema Herbstferien. Anstatt es in der Regierung zu diskutieren und einen einheitlichen Vorschlag zu präsentieren, ist ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin am Dienstag alleine an die Öffentlichkeit gegangen.

Sie will – grob gesprochen – die bisherigen schulautonomen Tage streichen und daraus bundesweite Herbstferien machen. Karmasin argumentiert mit dem Wohl der Kinder. Die Herbstzeit bis Weihnachten sei sehr belastend, zwischen dem Nationalfeiertag (26. Oktober) und Allerseelen (2. November) sollten daher österreichweit Herbstferien eingeführt werden.

Bisher abgeblockt

SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid ist darob verwundert. Sie selbst habe Herbstferien im Rahmen der Gespräche über das Schulautonomiepaket vorgeschlagen, sei dort aber auf taube Ohren gestoßen. Die Herbstferien seien von den Schulpartnern abgelehnt worden.
Da die Begutachtung der Reform aber bis Monatsende laufe, sei ja noch etwas Zeit. Sie, Hammerschmid, sei jedenfalls gesprächsbereit. Sollte sich zeigen, dass die Einführung von Herbstferien nun von mehreren Seiten gefordert wird, „werden wir das mit unserem Verhandlungspartner ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer natürlich gerne diskutieren.“
Interessant ist, dass Karmasin sagt, sie habe ihren Vorschlag gemeinsam mit Bildungsexperten, Vertretern der Wirtschaft und konkret Schulpartnern „in den vergangenen Monaten in zahlreichen Gesprächsrunden“ erarbeitet. Bei den genannten Schulpartnern weiß man davon jedoch nichts. Man sei nicht eingebunden gewesen, wie Vertreter der großen Elternvereine dem KURIER bestätigen.

Kein Reform-Anlass

Während sich die Elternvertreter an den Pflichtschulen Herbstferien in einem größeren Gesamtpaket zum Wohl der Kinder noch vorstellen können, wird es von den Elternvertretern an den mittleren und höheren Schulen schlichtweg abgelehnt.
Die Betreuungssituation werde durch Herbstferien nicht besser, der Herbst sei die einzige Phase im Jahr wo konzentriert gearbeitet, sprich an den Schulen fast ohne Unterbrechung gelehrt und gelernt werde. Obendrein wären Herbstferien ein „weiterer Anschlag auf die Schulautonomie“, so Elternvertreter Gernot Schreyer – „es gibt keine Veranlassung einzugreifen.“
Bei den Oppositionsparteien gibt es Zustimmung wie Ablehnung.

Die Neos sagen, dass der Vorschlag der Familienministerin an der Lebens- und Arbeitsrealität von Familien vorbei gehe. „Auch wenn einheitliche Herbstferien sinnvoll wären, ist der nun vorliegende Vorschlag ein Schlag ins Gesicht insbesondere für Mütter und Alleinerziehende“, so Neos-Bildungssprecher Michael Bernhard.
Die Grünen freuen sich hingegen und sind klar für die Herbstferien. Karmasin übernehme hier einen zwei Jahre alten Vorschlag des Grünen Bildungssprechers Harald Walser. Dieser erinnert sich: „Im Herbst 2014 habe ich den Antrag 'Neue Ferienordnung' im Parlament eingebracht. Damals zeigte sich die ÖVP unbeeindruckt.“

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