ÖVP Tirol droht schlechtestes Ergebnis aller Zeiten

APA7714798-2 - 29042012 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (li) von der bürgerlichen Liste "Für Innsbruck" in der Wahlzentrale zur Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl am Sonntag, 29. April 2012, im Rathaus - Plenarsaal in Innsbruck. APA-FOTO: ROBERT PARIGGER
Mandate halten: So lautet die Devise der ÖVP für den 28. April. Ein Spiel gegen zehn weitere Listen.

Tirol gilt wie Niederösterreich als schwarzes Kernland. Doch von einem Ergebnis, wie es zuletzt Erwin Pröll eingefahren hat, kann Günther Platter bei den Landtagswahlen in sechs Wochen nur träumen. Der Tiroler Landeshauptmann muss laut Umfragen froh sein, wenn ein Vierer vor dem Ergebnis stehen bleibt. Alles darunter wäre eine historische Schlappe.

2008 musste Herwig van Staa gehen, weil die ÖVP unter ihm nur haarscharf die 40-Prozent-Marke übersprungen hatte. Es war das schlechteste Ergebnis aller Zeiten und gleichbedeutend mit dem Verlust der absoluten Mandatsmehrheit.

Inzwischen sind die Ansprüche bei der Tiroler Volkspartei gesunken. „Unser Wahlziel ist es, unsere 16 Mandate zu halten“, erklärt Hauptgeschäftsführer Martin Malaun. An ein Ergebnis über 40 Prozent glaubt er nicht und macht dafür die Zersplitterung der Parteienlandschaft verantwortlich.

Wildwuchs an Listen

Seit Freitagabend steht fest: Am 28. April rittern elf Listen um die 36 Sitze im Tiroler Landtag – mehr als je zuvor. Daran ist die Volkspartei aber laut dem Innsbrucker Politologen Ferdinand Karlhofer gewissermaßen selbst schuld: „Dieser Wildwuchs an Listen hat sehr viel damit zu tun, dass die ÖVP massiv mit zentrifugalen Schwierigkeiten zu tun hat.“

Tatsächlich finden sich unter den Herausforderern etliche Ex-ÖVPler und Bürgerliche. So etwa bei der neuen Liste „Vorwärts Tirol“, der ein zweistelliges Ergebnis zugetraut wird. Deren Spitzenkandidatin im Bezirk Reutte ist mit Anna Hosp eine ehemalige ÖVP-Landesrätin. Sie wurde 2008 von Platter geschasst – trotz tausender Vorzugsstimmen in ihrem Wahlkreis. Im aktuellen OGM-Vertrauensindex rangiert Hosp bereits auf Platz zwei hinter dem Landeshauptmann.

ÖVP-Mitglied war bis vor kurzem auch Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Sie hat „Vorwärts Tirol“ mit aus der Taufe gehoben und wurde dafür wie Hosp aus der Partei geworfen. Nicht mehr antreten wird ÖVP-Rebell Fritz Dinkhauser. Seine Liste versucht es zwar ohne ihn, muss nach Platz zwei im Jahr 2008 aber sogar um den erneuten Einzug in den Landtag zittern.

Schwierige Prognosen

Wie viele Parteien den Sprung über die 5-Prozent-Hürde schaffen, zählt zu den großen Unwägbarkeiten dieses Wahlgangs, die Prognosen schwierig machen. Schwer vorauszusagen ist auch das Abschneiden des „Team Stronach“. Spitzenkandidat Walter Jenewein gibt sich jedenfalls optimistisch: „Ein zweistelliges Ergebnis ist möglich.“

Auf der Stelle tritt die SPÖ Tirol. Sie liegt konstant bei rund 15 Prozent – also jenem Stand, auf den sie bei den letzten Wahlen mit einem Minus von rund 10 Prozent abgestürzt ist. SPÖ-Chef und Sozial-Landesrat Gerhard Reheis betete den Delegierten bei einem außerordentlichen Parteitag vor einem Monat dennoch mantra-artig vor: „Wir werden gewinnen.“

Das wollen auch FPÖ und Grüne. Wie die SPÖ peilen beide einen Platz in der künftigen Regierung an. In der könnte trotz aller negativen Prognosen auch nach dem 28. April die ÖVP weiter den Ton angeben. Denn der Listen-Wildwuchs hat für die Schwarzen einen Vorteil: Eine Nummer zwei auf Augenhöhe ist vorerst nicht in Sicht. Aber der Wahlkampf läuft gerade erst richtig an.

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