Österreicher verlieren Vertrauen in Gesundheitsversorgung

Österreicher verlieren Vertrauen in Gesundheitsversorgung
Die absolute Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass das Gesundheitssystem in die falsche Richtung geht.

Das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung sinkt. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse des Gesundheitsbarometers, das Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer erstellt hat. Demnach sind 61 Prozent der Österreicher überzeugt, das Gesundheitssystem entwickle sich in die falsche Richtung; im Vorjahr waren es "nur" 55 Prozent.

Für Experte Hajek spiegelt der neue Wert die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit wider. "Die Menschen haben in zwei Jahren Pandemie gesehen, dass das System an die Grenzen gekommen ist." Zusammen mit der Situation in manchen Spitälern und den Berichten über fehlende niedergelassene Ärzte sorge die Gesamtlage dafür, dass sich die Patienten einfach mehr Sorgen um das System machen würden. "Die Stimmung hat sich verschlechtert." In dem Zusammenhang erinnert Hajek daran, dass im Zuge der Pandemie plötzlich thematisierte Fragen wie etwa ein Medikamentenmangel in Österreich davor über Jahrzehnte "völlig undenkbar" gewesen seien – entsprechend groß sei der Negativ-Effekt.

Österreicher verlieren Vertrauen in Gesundheitsversorgung

Bemerkenswert sind beim Gesundheitsbarometer auch die Ergebnisse in Sachen Wahlarzt-System: Ziemlich genau die Hälfte der Österreicher hat im letzten halben Jahr zumindest einen Wahlarzt aufgesucht. Und drei Viertel dieser Patienten würden das aller Voraussicht nach auch dann noch tun, fiele der Kostenersatz durch die Krankenkassen zur Gänze weg.

Prekäres Kassensystem

Für Studien-Autor Hajek zeigt dieses Ergebnis recht deutlich, was landläufig bekannt ist, nämlich: "Die Gesundheit kommt für die meisten Menschen einfach an absolut erster Stelle. Dafür gibt man im Zweifel sehr viel Geld aus."

Vertreter der Ärztekammer sehen sich durch die Ergebnisse in ihrer Haltung bestärkt. "Der Umstand, dass fast die Hälfte der Bevölkerung auch zu Wahlärzten geht, zeigt, wie prekär die Lage im Kassensystem ist", befundet Erik Huber, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer. Es gehe längst nicht mehr um das von Kassenvertretern bemühte "Klischee von Besserverdienern, die sich’s richten wollten". Huber: "Faktum ist, dass weite Teile der Bevölkerung wegen des Sparkurses der Politik ausweichen müssen."

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