ÖAW gründet Zentrum für Antisemitismusforschung

ÖAW gründet Zentrum für Antisemitismusforschung
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften gründet zudem ein Institut zur Erforschung von Stoffwechselerkrankungen geben.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird noch in diesem Jahr ein Zentrum für Antisemitismusforschung gründen. Zudem wird in Graz ein neues Institut zur Erforschung von Stoffwechselerkrankungen entstehen. Das sieht die neue Leistungsvereinbarung (LV) vor, die Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und ÖAW-Präsident Anton Zeilinger am Dienstag unterzeichnet haben. Demnach erhält die ÖAW in den Jahren 2021 bis 2023 ein Budget von insgesamt 428,5 Mio. Euro.

ÖAW gründet Zentrum für Antisemitismusforschung

Heinz Faßmann

Gegenüber der vorangegangenen LV-Periode bedeutet das eine Erhöhung des Globalbudgets um 16,6 Prozent bzw. um 61 Mio. Euro oder rund 20 Mio. Euro pro Jahr. Davon sind 16 Mio. Euro frisches Geld, mit den übrigen vier Mio. Euro pro Jahr sollen Initiativen im Bereich der Quanten- und Stammzellforschung verstetigt werden, die bisher aus Sondermitteln des Bundes finanziert wurden.

"Ich bin sehr froh darüber, dass wir ein Budget für die kommenden drei Jahre fixieren konnten, das nicht nur Bestandserhaltung sichert im Sinne von Inflationsabgeltung, sondern dem ÖAW-Präsidium auch einen Handlungsspielraum gibt, neue Aktivitäten zu entfalten", erklärte Faßmann gegenüber der APA am Rande der LV-Unterzeichnung. Mit den zusätzlichen Mitteln könne die Akademie neue Forschungsfelder etablieren, gezielt in die Spitzenforschung investieren und auch einen Schwerpunkt auf die Nachwuchsförderung setzen.

Zeilinger zeigte sich "sehr zufrieden" mit dem Ergebnis der Leistungsvereinbarung. "Es ist nicht nur die Budgetsumme, die wichtig ist, sondern auch, dass es uns gelungen ist, wieder das Einvernehmen darüber herzustellen, dass Entscheidungen bei der Akademie liegen, im Rahmen ihrer Autonomie", sagte der ÖAW-Präsident zur APA. Denn herausragende Grundlagenforschung brauche nicht nur Mut zum Risiko, sondern auch Freiräume wie die Akademie, damit Neues entstehen könne.

Mit der Gründung eines Zentrums für Antisemitismusforschung will die Akademie eine "Forschungslücke" schließen, "da wird weltweit nur wenig gemacht", betonte Zeilinger. Im Mittelpunkt soll die interdisziplinäre Grundlagenforschung zu den Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen von Antisemitismus, Antijudaismus und Antizionismus in Österreich und im Europa der Gegenwart stehen. Das Zentrum soll noch heuer gegründet und dann stufenweise erweitert werden. "Das ist ein Pflänzchen, das wir jetzt einmal wachsen lassen. Das darf man nicht übereilen", so Zeilinger.

In Graz soll ein nach der österreichisch-amerikanischen Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Gerty Theresa Cori (1896-1957) benanntes Institut für Metabolismusforschung entstehen. Im Verbund mit der Uni Graz, der Technischen sowie der Medizinischen Universität Graz ist dabei eine enge Verschränkung experimenteller und numerischer Biologie sowie mathematischer Modellierung bei der Erforschung des menschlichen Stoffwechsels und dessen Erkrankungen geplant. Treibende Kraft hinter der Initiative ist der Biochemiker und Fettstoffwechselexperte Rudolf Zechner. Zeilinger hofft, "dass wir innerhalb der nächsten drei Jahre mit drei bis fünf Arbeitsgruppen beginnen können".

Zusätzlich zu ihren etablierten Programmen für Doktoranden und Postdocs will die ÖAW mit den "Seal of Excellence Fellowships" eine neue Förderinitiative starten. Davon sollen all jene Wissenschafter profitieren, die mit ihrem hervorragend bewerteten Antrag für einen "Starting Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC) oder für die Marie Skłodowska Curie-Maßnahmen der EU aus budgetären Gründen nicht von der EU gefördert werden können. "Wir haben uns gedacht, dass dieses Programm eine wunderbare Möglichkeit wäre, jungen Leuten die Chance zu geben, doch noch ihre Projekte umzusetzen", sagte ÖAW-Vizepräsident Michael Alram.

Geplant ist auch ein "Quantum Physics Hub", der längere Forschungsaufenthalte von in Österreich tätigen Quantenphysikern in China und umgekehrt ermöglichen soll. Auch die Einrichtung gemeinsamer Arbeitsgruppen soll im Rahmen dieses "Hub" denkbar sein. Die ÖAW will zudem ihre öffentlichen Aktivitäten verstärken, etwa mit einem noch heuer startenden "Colloquium Digitale", das Webinare, Workshops, Vorlesungen und Podiumsdiskussionen umfassen soll.

Im Zuge des laufenden Sanierungs- und Modernisierungsprojekts soll noch im Sommer dieses Jahres das dann sanierte denkmalgeschützte Hauptgebäude der ÖAW am Dr. Ignaz Seipel-Platz in Wien-Innere Stadt wieder besiedelt werden. Ein Jahr später ist geplant, den "Campus Akademie" mit seinem Herzstück, den Gebäudeteilen zwischen Postgasse und Bäckerstraße und der revitalisierten ehemaligen Jesuitenbibliothek, zu eröffnen. Dies soll nicht nur ein Ort für die Wissenschaft, sondern auch für deren Austausch mit der Öffentlichkeit werden. Bis 2025 sollen schließlich weitere Wiener ÖAW-Standorte in der von Otto Wagner entworfenen Postsparkasse zusammengeführt werden.

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