NS-Vergleiche auf Corona-Demos: "Sie spucken den Opfern ins Gesicht"

NS-Vergleiche auf Corona-Demos: "Sie spucken den Opfern ins Gesicht"
Auf Demos werden Corona-Maßnahmen mit NS-Terror gleichgesetzt. Für Wiens Oberrabbiner Jaron Engelmayer kommt das Shoah-Verleugnung gleich. Er vermisst den öffentlichen Aufschrei.

Sie sprechen von Diktatur, fühlen sich als Opfer und tragen gelbe „Judensterne“: Die Corona-Maßnahmengegner schrecken nicht davor zurück, ihre Situation mit der Judenverfolgung der Nazis gleichzusetzen. Wiens Oberrabbiner Jaron Engelmayer betrachtet diese Form des Antisemitismus mit großer Sorge und warnt vor der Verharmlosung der NS-Gräueltaten.

KURIER: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Demonstrierende mit „Judenstern“ sehen und hören, sie würden sich wie die „neuen Juden“ fühlen?

Jaron Engelmayer: Es macht mir große Sorgen. Es handelt sich um eine gefährliche Umdeutung der Shoah. Das sind Tendenzen, die nicht verharmlost werden dürfen. Solche Vergleiche haben nichts mit der Realität zu tun und können schlimm ausgehen.

Welche Emotionen lösen die NS-Vergleiche in der jüdischen Gemeinde aus?

Es verletzt uns und macht uns sehr betroffen. Vor allem jene, die die Shoah miterlebt haben, aber auch die Hinterbliebenen. Wir tragen dieses Geschichtsbewusstsein in uns und wissen, was damals passiert ist.

Werden derlei Verharmlosungen von der Öffentlichkeit genügend beachtet?

Nein. Es gibt noch viel Aufklärungsbedarf. Mir fehlt der öffentliche Aufschrei. Die Gesellschaft muss dagegenhalten. Das ist Geschichtsverdrehung im schlimmsten Sinne. Man spuckt den Opfern damit ins Gesicht.

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