Novomatic: Der umstrittene Weltkonzern
Seit der Erwähnung im „Ibiza-Video“ und des Verdachts der Intervention bei der Vergabe von Glücksspiellizenzen ist Novomatic im Verteidigungsmodus. Wieder einmal. Vorwürfe, der niederösterreichische Glücksspielkonzern hätte bei politischen Deals seine Finger im Spiel, gab es in der Vergangenheit immer wieder.
Eine Politikerin, die das offen aussprach, war die Grün-Politikerin Eva Glawischnig. Sie warf noch im April 2017 Novomatic vor, mit Geld Gesetze zu beeinflussen. Heute ist sie Nachhaltigkeitsbeauftragte des Konzerns. Nicht die einzige Ex-Politikerin in Diensten von Novomatic. Der jetzige EU-Kommissar Johannes Hahn (VP) war in Führungsposition, der frühere SP-Kanzler Alfred Gusenbauer war Berater und Aufsichtsrat in einer deutschen Tochter.
Poker um Casinos
Viel Staub wirbelte Novomatic mit dem Übernahmeversuch der Casinos Austria (Casag) auf. Eigentümer Johann G. Graf wurde Gier und Größenwahn unterstellt. Zuvor bewarb sich Novomatic um Casino-Lizenzen in sechs österreichischen Städten, kam aber nicht zum Zug.
Die Wettbewerbsbehörde vereitelte die Casag-Übernahme, Novomatic hält daher „nur“ 17 Prozent. Die tschechische Sazka Gruppe, die gegen Novomatic ins Rennen um die Casag antrat, erwarb nach und nach 38 Prozent und ist inzwischen größter Eigentümer noch vor der Republik Österreich mit 33 Prozent (siehe Grafik).
Seit Novomatic bei der Hauptversammlung trotz Stimmbindungsvertrag gegen Sazka stimmte, hängt der Haussegen schief. Die Tschechen klagten auf Schadenersatz, weil sie nicht mehr die Mehrheit im Aufsichtsrat haben – der KURIER berichtete.
Milliardenkonzern
So gewaltig die politische Geräuschkulisse in Österreich auch ist, das große Geschäft macht Novomatic im Ausland. Der Fokus liegt nach wie vor in Europa, wichtige Kernmärkte sind Deutschland und Italien. Seit dem Einstieg bei der australischen Ainsworth Game Technology (AGT) spielen die Österreicher auch auf dem US-Markt mit. Der Marktanteil soll dort kräftig steigen.
Vorerst bereitet AGT aber Probleme. Hohe Kursverluste an der Börse verursachten massive Wertberichtigungen in Höhe von 264,3 Mio. Euro für die australische Beteiligung. Dadurch rutschte der erfolgsverwöhnte Glücksspielkonzern im Vorjahr mit 155 Millionen Euro in die Verlustzone. Der Umsatz legte auch dank Zukäufen um 10,5 Prozent auf 2,61 Milliarden Euro zu.
Zwei Drittel des Umsatzes macht der Konzern mit Sitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen mit den Glücksspielgeräten, die auch selbst produziert werden. Der Rest entfällt auf Spieltechnologie, die in Lizenz vergeben wird. Selbst betreibt Novomatic 2244 Geräte in NÖ, dem Burgenland, der Steiermark, Kärnten und OÖ. Dort ist das „kleine Glücksspiel“ erlaubt. Tochter Admiral Sportwetten verfügt über 261 Filialen. Weltweit beschäftigt Novomatic 23.495 Mitarbeiter, in Österreich sind es rund 3.200 Personen. anita staudacher
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