"Nicht stolz auf Österreich": SP-Studentenvertreter sorgen für Aufsehen

"Nicht stolz auf Österreich": SP-Studentenvertreter sorgen für Aufsehen
Der VSStÖ Wien moniert Korruption, Feminizide und rechtsextremistische Tendenzen in der Republik. SPÖ distanziert sich.

Nicht stolz auf Österreich: Mit dieser Botschaft zur neuen SPÖ-Kampagne "Ohne Rot wäre es nicht Österreich" sorgt der Verband sozialistischer Student_Innen Wien (VSStÖ Wien) kurz nach dem Nationalfeiertag für Aufsehen.

Auf Instagram posteten die SPÖ-Studentenvertreter ihre Version der Kampagne. Die Botschaft: "Wir sind nicht stolz auf Österreich."

Unter dem Bild erklären sie ihre Aussage: "Österreich ist ein von konservativem Gedankengut vereinnahmtes Land. Österreich ist ein von Korruption zerfressenes Land. Österreich ist ein Land, dem die Bargeldzahlung wichtiger ist, als Rassismus zu bekämpfen. Österreich ist ein von Patriarchat und Femiziden geplagtes Land. Österreich ist ein Land, in dem Rechtsextreme hofiert und Linke kriminalisiert werden. Österreich ist ein Land mit historischer Verantwortung gegen den Faschismus und dennoch ist Österreich ein von braunem Gedankengut durchzogenes Land."

Und weiter: "Österreich ist weit davon entfernt, das progressive Land zu sein, das es sein könnte und müsste. Schluss mit Nationalismus und Heimat-Fetisch. Schluss mit Gedanken an ein einheitliches österreichisches Volk. Schluss mit Gerede vom Stolz auf ein Land, welches für so viele Leute keinen Platz hat. Es ist an der Zeit für internationale Zusammenarbeit, für internationale Vernetzung jenseits von Nationalgrenzen und Heimatgedanken. Nieder mit dem Nationalismus! Hoch die internationale Solidarität!"

Gemischte Reaktionen

User der Plattform Instagram reagierten zum Teil erzürnt. Gleichzeitig erhielt der Beitrag mittlerweile über 300 Likes.

Schon die Kampagne der SPÖ bewegte in der Woche zuvor und am Nationalfeiertag selbst die Gemüter. Auf Twitter spotteten Nutzer über ein im Zuge der Kampagne veröffentlichtes Foto. Zu sehen: ein Schnitzel. Grund für die Aufregung: Neben dem Schnitzel war eine Schale mit Ketchup zu sehen. Ein kulinarischer Fauxpas, befanden Nutzer. Denn traditionell würde die klassische österreichische Nationalspeise nicht mit Ketchup, sondern maximal mit Preiselbeeren verspeist. Anlass genug für große Aufregung im Netz.

Zum Hintergrund: Kurz vor dem Nationalfeiertag startete die SPÖ eine neue Kampagne, die die Bedeutung der Partei für das Land betonen soll. Leitspruch ist "Ohne Rot wäre es nicht Österreich". Landesweit sind rund 10.000 Kleinplakate aufgestellt, dazu kommen nun intensive Social-Media-Aktivitäten, ein Kampagnen-Video und eine Kampagnen-Website (www.spoe.at/herbstkampagne).

SP-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch meint zur Kampagne, die SPÖ wolle der rot-weiß-roten Erfolgsgeschichte viele weitere Kapitel hinzufügen: "Dafür braucht unser Land wieder sozialdemokratische Führung." Mit der Kampagne sollte eigentlich der inhaltliche Führungsanspruch der SPÖ in den Fokus gerückt werden und die Forderung nach Neuwahlen.

SPÖ distanziert sich

Von der Aktion ihrer Studienvertreter möchte sich die Bundespartei allerdings distanzieren. "Die Aussage des VSSTÖ Wien, nicht stolz auf Österreich zu sein, ist scharf zurückzuweisen. Die SPÖ ist stolz auf Österreich, auf die Menschen in diesem Land und die Leistungen, die von ihnen erbracht werden. Ein Beispiel sind die Pflegerinnen und Pfleger und die Ärztinnen und Ärzte, die in der Pandemie die Krankenhäuser am Laufen gehalten haben.  Die SPÖ wird auch künftig Kampagnen mit der rot-weiß-roten Fahne machen, weil wir uns den Heimatbegriff und die Österreich-Fahne sicher nicht von den Rechten wegnehmen lassen", heißt es in einer Stellungahme zum KURIER.
 

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