Das ist eine Einschätzung, die Claudia Wojnarowski durchaus teilt. Wojnarowski ist ärztliche Leiterin des Gesundheitszentrums Floridsdorf. Und für die Kinderärztin ist der Nutzen der Video-Beratung vorab erkennbar: "Wir freuen uns enorm auf das System", sagt sie. "Denn insbesondere jüngeren, berufstätigen Menschen können wir mit dieser Art des Arztgesprächs überflüssige Wegzeiten und Ordinationsbesuche ersparen."
Die bisher vereinzelt schon von Ärzten und Gesundheitseinrichtungen erprobte Telemedizin (z. B. Hausärzte, die Patienten am Telefon beraten) wird mit visit-e vereinheitlicht und vor allem: vereinfacht. Das System setzt nur voraus, dass die Patienten einen Laptop mit Kamera, Mikrofon und Internet-Anschluss oder ein Smartphone besitzen. Das Installieren von spezieller Software oder spezifischen Apps fällt weg.
"Das System ist extrem einfach zu handhaben und datenschutzrechtlich trotzdem einwandfrei", sagt Wojnarowski zum KURIER.
An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen: Die neue Art des Arztgesprächs ist nicht gedacht für akute oder gar lebensbedrohende Fälle. Ein möglicher Herzinfarkt bleibt weiterhin ein Fall für den Notruf. Und auch andere akute Beschwerden wie hohes Fieber, Bauchschmerzen etc. können schwerlich via Telemedizin geklärt werden.
Aus dem Grund wird visit-e zunächst nur von Patienten genutzt werden, die den Ärzten bereits bekannt sind – also beispielsweise chronisch Kranke, die mit ihrem Arzt über konkrete Befunde, eine (neue) Medikation oder eine bessere Ernährung sprechen.
Ein aktuelles Beispiel, wo visit-e helfen kann, ist die Frage von Impfungen.
"Für eine eingehende Beratung muss ich einen Patienten nicht zwingend in eine Ordination bestellen", sagt Wojnarowski. "Hier kann vieles über die Video-Telefonie erledigt werden."
Eltern, die aufgrund von Betreuungspflichten nicht von zu Hause wegkönnen oder auch ältere Versicherte, die nicht besonders mobil sind, könnten von dieser Art der Beratung profitieren. "Und es besteht die Möglichkeit, dass beispielsweise Verwandte oder andere Vertrauenspersonen bei dem Gespräch dabei sein können, ohne dass sich alle in einer Ordination treffen."
Die Test-Phase wird vorerst bis Ende 2021 laufen. Wojnarowski ist aber zuversichtlich, dass sich der erhoffte Nutzen für die Patienten einstellt.
Denn geht es nach der Ärztin, könnte die neue, niederschwellige Form des Arztgesprächs auch andere Anwendungsmöglichkeiten bieten. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Online-Beratung auch in Bereichen wie der Psychotherapie viel dazu beiträgt, dass Menschen schneller geholfen wird."
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