Neue Lockerung: Prostitution in Österreich ab 1. Juli wieder erlaubt

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Untersuchungen finden bereits seit 8. Juni wieder statt - Hygiene- und Schutzempfehlungen werden noch erarbeitet.

Ab 1. Juli ist in Österreich, wie berichtet, Prostitution wieder erlaubt. Jener Paragraf der geltenden "COVID-19-Lockerungsverordnung", der das Betreten von Bordellen und Laufhäusern untersagt, entfällt mit Ablauf des 30. Juni 2020. Die Einrichtungen können somit ab kommenden Mittwoch wieder betreten werden, bestätigte das Gesundheitsministerium der APA.

Aktuell werden vom Ministerium gemeinsam mit Vertretern von Selbstorganisationen und Beratungsstellen Hygiene- und Schutzempfehlungen erarbeitet. Rund 8.000 Sexarbeiterinnen sind in Österreich registriert. Sie waren von der Coronakrise finanziell besonders stark betroffen und hatten als Selbstständige Anspruch auf Leistungen aus dem Härtefallfonds.

3.500 Sexarbeiterinnen in Wien gemeldet

"Wir begrüßen es, dass Sexarbeit wieder erlaubt wird", sagte Eva van Rahden, Leiterin der Beratungsstelle für Sexarbeiter "Sophie" der Volkshilfe Wien. "Einige Frauen haben bereits Termine mit Kunden ausgemacht", sagte van Rahden. Seit 8. Juni finden in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland wieder die Pflichtuntersuchungen bei Amtsärzten und Ambulatorien für Sexarbeiter statt. Auch in Niederösterreich und dem Burgenland werden die Untersuchungen bereits durchgeführt, sagte van Rahden im Gespräch mit der APA. In Wien müssen sich Sexarbeiter beim Polizeikommissariat Innere Stadt am Deutschmeisterplatz registrieren, auch das ist bereits wieder möglich. Rund 3.500 Sexarbeiterinnen sind in Wien gemeldet.

Von den zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde wird nach der Untersuchung ein Lichtbildausweis, der sogenannte Deckel, ausgestellt. Ein Teil der Untersuchungen muss alle sechs Wochen wiederholt werden, im Abstand von zwölf Wochen ist die Blutuntersuchung auf Syphilis und HIV zu absolvieren.

Prekäre Situation durch Krise

Während der Coronakrise haben sich Sexarbeiter schlecht informiert gefühlt, sagte die Leiterin der Beratungsstelle. Vereinzelt haben sie bei "Sophie" auch vorgebracht, dass sie trotz Verbots am Straßenstrich weitergearbeitet haben, weil es keine soziale Absicherung gab. "Wir wissen aber von ganz vielen Frauen, dass sie die Regelungen ernst genommen und sich daran gehalten haben", sagte van Rahden.

Bei zahlreichen Sexarbeitern hat sich in der Krises die prekäre Situation nochmals verschärft. Die Volkshilfe Wien, zu der die Beratungsstelle gehört, hat mehr als 300 Lebensmittelpakete und Gutscheine an Betroffene ausgegeben. Laufend kommen Frauen und holen diese ab, sagte van Rahden. Viele sind auch bereits wieder aus dem Ausland nach Österreich gereist, wodurch ihnen laufende Kosten entstanden, ebenso durch die Untersuchungen.

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