"Neos brauchen neben Strolz ein zweites Gesicht"

Neos-Klubchef Matthias Strolz ist seit 2012 mit den Pinken auf dem politischen Parkett.
Der pinke Frontmann peilt die Zehn-Prozent-Marke an, muss dazu aber die Partei verbreitern.

Er umarmt Bäume, will Kindern, Lehrern oder Unternehmern die Flügel heben, dichtet über die Kastanie und propagiert gegenwärtig einen "Sommer voller Mut". Matthias Strolz. Die Aussagen des jüngsten Klubobmanns der jüngsten Parlamentspartei sorgen bei Sympathisanten für Beifall, bei Kritikern für Kopfschütteln – jedenfalls aber für Aufmerksamkeit. Und für Wähler. Nach der Nationalratswahl 2013 sind die Neos mit neun Abgeordneten ins Parlament eingezogen. Auch im EU-Parlament, im Wiener Gemeinderat und im Vorarlberger Landtag, Strolz’ Heimatbundesland, sind sie mittlerweile.

"Neos brauchen neben Strolz ein zweites Gesicht"
Im Vorjahr gab es allerdings drei Dämpfer. Im Burgenland, in der Steiermark und in Oberösterreich schafften sie die Hürde in das jeweilige Landesparlament nicht.

Die Neos müssen mobilisieren, wollen sie bei kommenden Wahlen reüssieren, doch trotz Strolz’ rhetorischer Fähigkeiten und Themen wie mehr Bildung, weniger Bürokratie für Unternehmer und gerechtere Pensionen will das nicht gelingen.

Pinker Aktionismus

Für Aufsehen sorgen die Pinken im Parlament immer wieder mit Aktionismus. "Wir wollen den Anliegen der Bürger eine Stimme geben. Und da muss man manchmal auch laut sein", erklärte Strolz im ORF-Sommergespräch am Montag und stellte prompt drei Puppen auf den Tisch. Mit ihnen illustrierte er, welche Sorgen die Durchschnittsbürger aus Neos-Sicht haben: Job, Bildung, Europa.

"Neos brauchen neben Strolz ein zweites Gesicht"
Matthias Strolz Neos ORF-Sommergespräch
Ihrer Forderung nach "sofortigen Neuwahlen" verliehen Strolz und Neos Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger im Juni Nachdruck, indem sie zwei Sessel vor das Parlament stellten. Mit der selbstkritischen Anmerkung: Auch die pinke Fraktion sei "ein bissl bequem" geworden.

Umfragen: Acht Prozent

In Umfragen liegen die Neos zwischen sechs und acht Prozent. Im ORF nannte Strolz eine Zielvorgabe für die Nationalratswahl 2018: "Wir wollen zweistellig werden."

Und wie? Im Frühsommer sagte er dazu im KURIER-Interview: "Wir machen unsere Hausaufgaben betreffend interner Stärkung. Wir wissen, dass wir in der Pflicht sind, uns auch ein Stück weit zu verbreitern."

Hier sieht auch Meinungsforscher Peter Hajek Handlungsbedarf: "Die Neos erreichen nicht die Breite der Wähler, weil sie bewusst keine einfachen Antworten liefern, sondern komplexe Themen diskutieren. Sie gehen auch fair mit ihren politischen Mitbewerbern um. Das ist zwar ehrenhaft, wird in der politischen Arena aber zu wenig wahrgenommen. Es würde ihnen guttun, als Opposition ein wenig angriffiger zu sein."

One-Man-Show

Die Euphorie, die Wirbelwind Strolz 2013 ins Parlament mitgebracht hat, sei etwas abgeflaut – die "Honeymoon-Phase" quasi vorbei, sagt Hajek. "Die Neos haben die Mühen der Ebene erreicht. Jetzt wäre es ratsam, neue Themenfelder zu eröffnen." Auch mit der One-Man-Show Strolz sei irgendwann der Plafond erreicht. "Wenn man sich themenmäßig verbreitern will, braucht man neben Strolz ein zweites Gesicht in der Partei."

Gehofft hatten die Pinken darauf, sich mit Ex-Höchstrichterin und Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss zu verbreitern. Sie schließt aber aus, sich einer Partei anzuschließen. Ob sie bei der Nationalratswahl 2018 mit einer eigenen Liste antritt, ist noch offen. "Wenn ja, würde sie im selben Teich wie die Neos und die FPÖ fischen", sagt Hajek.

Der Neos-Chef sieht das offenbar recht entspannt: "Wir teilen die Stoßrichtung. Da sind wir eher Verbündete als Gegner."

Kommentare