Je nach Zählart kam man im Wahlkampf 2019 auf zwei bis vier Dutzend (!) Polit-Konfrontationen in den diversen Medien-Kanälen. Und diese Zahl könnte diesmal noch übertroffen werden.
Los geht es de facto nächsten Montag: Der ORF startet seine „Sommergespräche“ mit den Parteichefs. Und allein aufgrund der Reichweite gehen Parteistrategen davon aus, dass hier eingeschlagene inhaltliche Pflöcke sowie der Gesamteindruck noch länger bei den Wählern nachhallen.
Wust
„Der Wust an TV-Konfrontationen, dieser Jeder-gegen-Jeden-Wahlkampf auf allen Kanälen ist weltweit einzigartig“, sagt Politik-Analyst und Wahlkampfexperte Thomas Hofer zum KURIER.
Ein Beispiel: Allein der ORF plant zehn längere Zweier-Konfrontationen der Spitzenkandidaten; hinzu kommt eine Elefantenrunde, die in privaten Fernsehsendern und auf diversen Streaming-Kanälen von Medien-Häusern nicht wiederholt, sondern selbst noch einmal gemacht wird. Sender wie Servus TV planen beispielsweise 45 Minuten lange Einzel-Interviews mit den Parteichefs, dazu eine eigene Elefantenrunde – und Zweier-Konfrontationen.
„In Deutschland käme ein Bundeskanzler nie auf die Idee, sich mit den Spitzenkandidaten aller Parlamentsparteien zu duellieren“, sagt Hofer. „Auch in den USA gibt es ein, maximal zwei große TV-Duelle.“
Nicht so in Österreich.
Und abgesehen von den beim letzten Mal überraschend guten Quoten gibt es noch einen anderen Grund, warum der TV-Wahlkampf diesmal noch größer werden wird: „Es geht diesmal einfach um sehr viel“, sagt Experte Hofer. Er meint damit die Ausgangslage: Die FPÖ könnte erstmals Platz 1 schaffen – auch das hebt im Zweifel das Interesse.
Wenig Mobilität
Die Fülle an Fernsehformaten hat massive Auswirkungen auf den sogenannten Straßen-Wahlkampf.
Da sich beinahe alle großen Fernsehstudios in der Bundeshauptstadt befinden, halten sich Live-Auftritte, die mehrere Autostunden entfernt sind, im Finish eher in Grenzen – die Spitzenkandidaten sollen bzw. müssen in der Nähe von Wien bleiben.
Die vielen TV-Auftritte haben auch Auswirkungen auf den Online-Wahlkampf: Denn Wahlkampf-Strategen gehen davon aus, dass aus den Diskussionen herausgeschnittene Sequenzen und Kurzfilme soziale Medien wie TikTok, Instagram oder Facebook fluten. Als Vorreiter gilt hier die FPÖ, die mit FPÖ-TV und eigenen Kanälen Hunderttausende Sympathisanten direkt erreicht.
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