Stronachs Show in der Show
Egal welches Thema Moderatorin Ingrid Thurnher ansprechen wollte, Frank Stronach sprach immer nur über sein Lieblingsthema: über sich. „Die Geschichte wird feststellen, dass Frank Stronach seinem Land am meisten gedient hat“, sagte er etwa auf Fragen nach seiner Steuerleistung.
Die Nationalratswahl auf KURIER.at finden Sie hier.
Während BZÖ-Chef Josef Bucher artig Fragen zu Verwaltungsreform oder Euro-Krise beantwortete, spottete Stronach: „Du hast noch nie viel Steuer gezahlt. Nimm deinen Lebenslauf her und nimm meinen Lebenslauf her.“ Oder: „Ich habe 400 Betriebe gegründet. Da musst du viel arbeiten und schlauer sein.“
Doch Bucher zeigte sich schlagfertig. Als Stronach ansetzte mit „Josef, du verstehtst das nicht. Du bist ein Berufspolitiker“, konterte er: „Warum hast du mich dann angerufen?“ Wie berichtet wollte Stronach Bucher zu einem Wechsel bewegen. Dann verfiel Stronach in Klagen über das TV-Format, das ihm zu wenig Zeit lasse. Höhepunkt: „Die Zeit wird hier vertrödelt!“ Bucher: „Soll ich gehen?“
Medienexperte Gerald Groß spricht von der „tragischen Selbstdemontage eines alten Mannes“. Und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer sagt: „Von der Debatte hat am meisten HC Strache profitiert. Stronach konnte nicht einmal einfache Fragen beantworten.“
Die Bewertung der KURIER-Experten
Themenführerschaft
0 von 5 Punkten
Sowohl Groß als Bachmayer urteilen vernichtend: Klare Themenverfehlung.
Schlagfertigkeit
2 von 5 Punkten
„Fast immer unter der Gürtellinie“, sagt Groß.
Glaubwürdigkeit
3 von 5 Punkten
Stronach spielt nichts vor, er ist authentisch. Aber: Alles dreht sich nur um seine Verdienste. Zukunftsansagen? Fehlanzeige.
Themenführerschaft
3 von 5 Punkten
Schwierig, allein mit sich selbst zu diskutieren.
Schlagfertigkeit
3,5 von 5 Punkten
„Bucher sind einige gute Sager gelungen“, sagt Groß.
Glaubwürdigkeit
3 von 5 Punkten
„Bucher war milde“, sagt Bachmayer, „hat Stronach leben lassen“, sagt Groß. Hatte tatsächlich konkrete Antworten auf Fragen parat.
Eine Analyse der Konfrontation Eva Glawischnig gegen HC Strache finden Sie hier.
Bei der TV-Konfrontation Josef Bucher - Frank Stronach ging es hoch her, zumeist von Seiten des Neopolitikers Stronach. Immer wieder kanzelte der Magna-Milliardär seinen Kontrahenten ab; dieser bleib ruhig und konnte - selten aber doch - auch Treffer landen.
Der KURIER verfolgt mit Ihnen die Fernseh-Konfrontationen vor einer Nationalratswahl, gibt die besten Zitate wieder und fasst die wichtigsten Themenblöcke zusammen.
Das Duell startet mit einer unangenehmen Frage für Josef Bucher: Bereut er, dass er nicht zum Team Stronach gegangen ist. Er kontert, dass er nicht käuflich sei: "Österreich ist halt kein Magna-Werk." Frank Stronach meint, dass Bucher kaum "irgendeine Stelle" finden würde. Er wäre "ein guter Koch, ein guter Kellner".
Am Tisch wird geduzt, das passt zum persönlichen Einstieg.
Es geht um das Thema Steuern. Frank Stronach fühlt sich von Josef Bucher beleidigt. Es kenne sich in Österreich niemand bei den Steuern aus. Sein Vorschlag: Wenn man die Schule fertig hat, sollte man eine Steuererklärung ausfüllen können, außerdem redet Stronach von seiner Idee der Mitarbeiterbeteiligung. Moderatorin Ingrid Thurnher versucht ihm genauere Ansagen zu entlocken. Erfolgslos. Bucher übergibt Stronach eine Broschüre über das Steuersystem des BZÖ. Stronach reagiert darauf sichtlich verärgert. Bucher lüge, das BZÖ sei nicht die einzige Partei, die ein Steuersystem erarbeitet hat, so Stronach.
Jetzt wird Stronachs Umgang mit Steuern angesprochen. Stronach: Was er in Amerika so tue, habe mit Österreichs nichts zu tun.
Stronach hat einen Redevorsprung. Thrunher baut diesen aus und spricht den Austrokanadier auf ein Zitat an, wonach manche Menschen mehr Geld haben, weil sie gescheiter seien. Hat er so nie gesagt, meint Stronach. Dazu wird das Originalzitat im Hintergrund eingeblendet.
Beim Thema Arbeitslosigkeit darf Bucher wieder reden: Wenn man keinen Job findet, soll man etwas Gemeinnütziges machen. Stronach holt bei seiner Entgegnung weit aus. Thurnher versucht ihn zurechtzuweisen. Es bleibt amikal im Tonfall - zumindest bewahrt Bucher die Contenance.
Schuldenabbau ist dran: Bucher spricht bildhaft von einem Schubkarren, wo sich alles auftürmt. Thrunher will wissen, wen er etwas wegnehmen will. Bucher kontert: Bei den Politikern solle man anfangen und bei den Verwaltungsebenen.
Es gibt ein Problem bei der Zeitmessung - dazu passend, lenkt Stronach von einer potentiellen Verwaltungsreform zum Schuldenabbau ab. Stronach zitiert Einstein: " Dummheit ist, wenn man immer das gleiche macht und andere Resultate erwartet." Thurnher versucht das Gespräch wieder auf den Schuldenabbau zu lenken. Es folgte ein verbaler Angriff auf den ORF von Stronach.
Bucher geht auf Stronachs Redevorsprung ein: "Soll ich gehen?" Thrunher: "Nein"
Bucher versucht erneut Inhaltliches einzubringen. Stronach: "Josef, du verstehst es nicht. (...) Das Problem ist, es gibt nur Berufspolitiker."
Thurnher versucht ein neues Thema aufzubringen: den Euro.
Thrunher an Bucher: "Soll Österreich für sich allein eine Eurozone bilden?" Bucher prophezeit ein Umdenken nach den deutschen Wahlen. Bucher will mit Deutschland eine Lösung finden, er plädiert für eine geteilte Eurozone. Stronach will offenbar nicht über den Euro reden. Er spricht über die Schulbildung. Bucher versucht Stronach etwas zum Euro zu entlocken. Stronach antwortet tatsächlich: "Jedes Land soll seinen eigenen Euro haben."
Bucher bietet Stronach zum Abschluss den Posten des Pensionistensprechers im BZÖ an.
Thrunher fragt nach, ob Bucher einen Zusammenschluss mit dem Team Stronach ausschließen kann: "Ich bleib beim BZÖ."
Damit ist die zweite Wahl-Konfrontation des Abends vorbei.
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