Tag 2 im Parlaments-Kehraus: Biogasgesetz scheiterte

Tag 2 im Parlaments-Kehraus: Biogasgesetz scheiterte
Rund 60 Gesetze sollen bis Freitag beschlossen werden, dann geht das Parlament in Sommerpause. Heute steht u.a. Tierschutz am Programm. Biogasgesetz scheiterte an Zwei-Drittel-Mehrheit.

Der Nationalrat setzt heute, Donnerstag, sein Finale fort - zwischen Mittwoch und Freitag stehen 60 Gesetzesbeschlüsse auf der Tagesordnung. Die gestrige Plenarsitzung dauerte bis spät in die Nacht hinein (Beschlüsse siehe unten), heute geht es mit Novellen im Tierschutz, bei den Homeoffice-Regeln und beim Zuverdienst für Studenten weiter.

Rauch sicherte Lösung bei Pensionen zu

In der "Fragestunde" war Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) geladen. Er hielt sich noch bedeckt, wie man den Pensionisten die noch immer recht hohe Inflation abgelten will.

Zudem kündigte er eine gemeinsame Lösung für die Themen Anpassung, Aliquotierung und Schutzklausel an. Im nächsten Monat werde man die für die Erhöhung relevante Teuerung kennen, dann werde man fristgerecht eine gemeinsame Vereinbarung vorlegen.

Vor allem SPÖ und FPÖ fordern ja die komplette Aufhebung der Aliquotierung. Diese bedeutet, dass es vom Zeitpunkt des Pensionsantritts abhängt, wie hoch die Anpassung im ersten Pensionsjahr ist. 

Bei der Schutzklausel geht es darum, dass die hohe Inflation bei der Aufwertung der Beträge erst verspätet abgebildet wird. Daher hätte es massive Nachteile für Neuzugänge im Jahr 2024 gegeben. Die wurden mit einer Schutzklausel abgefedert. Nunmehr ist in Diskussion, solch eine Regelung auch für die Neupensionisten des Jahres 2025 einzuziehen.

Der grüne Gesundheitsminister nannte das Projekt "Gesund aus der Krise" als Erfolg, es seien dadurch flächendeckend Therapieplätze geschaffen worden. Ab 2026 wird es ein Masterstudium der Psychotherapie an den Unis geben - durch diese Novelle werde die gesundheitliche Versorgung weiter gefördert, so Rauch. 

Die heutigen Beschlüsse im Überblick: 

Tag 2 im Parlaments-Kehraus: Biogasgesetz scheiterte

Die heutige Sitzung, Tag zwei von drei des Kehraus vor der Sommerpause, war davor ungewöhnlich begonnen worden. Ein eher schlanker Parlamentschor gab im Plenarsaal einige Lieder zum Besten.

Am Nachmittag gab es dann eine "Dringliche Anfrage" der FPÖ an Klimaministerin Leonore Gewessler. Die Blauen kündigten zudem einen Misstrauensantrag gegen sie an. ÖVP-Klubchef August Wöginger hat aber bereits kundgetan, dass der Klub den Antrag nicht unterstützen werde - trotz Koalitionsstreit. Auch von der SPÖ sind keine Stimmen zu erwarten. 

Biogasgesetz scheiterte an Zwei-Drittel-Mehrheit

Das Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG) hat es am Donnerstag nicht durch den Nationalrat geschafft. Schließlich war dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, die Regierung konnte die SPÖ trotz eines neuen Entwurfes nicht mehr von dem Gesetz begeistern. Damit sollten Gasversorger verpflichtet werden, fossiles Erdgas schrittweise durch Biogas zu ersetzen. Die SPÖ befürchtete hohe Kosten für Haushalte, die FPÖ sah ein Modell mit zu hohen Förderungen.

Es gebe Bereiche in der Industrie, wo man auf Gas nicht verzichten könne, betonte Lukas Hammer (Grüne) die Bedeutung des Gesetzes. Laut Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) würde es Klimaschutz und den Ausstieg aus russischem fossilem Gas fördern. Für den Beschluss hätten die Koalitionsparteien die Zustimmung von SPÖ oder FPÖ benötigt. 

Seitens der Opposition sagten einzig die NEOS während der Debatte ihr Ja zu. Karin Doppelbauer sprach von symbolischer Zustimmung. Sie kritisierte das Quotenmodell, man müsse aber etwas tun, um von russischem Gas unabhängiger zu werden. Schließlich stimmten 106 Abgeordnete dafür und 63 Abgeordnete dagegen.

Erneuerbares Gas gut, um Abhängigkeit von russischem Gas zu senken

"Die SPÖ ist für erneuerbares Gas", stellte Alois Schroll (SPÖ) seiner Rede voran. Die Partei ließ sich durch einen abgewandelten Entwurf nicht überzeugen. Für die Sozialdemokraten stand die Frage im Vordergrund, wer für die Mehrkosten für das eingespeiste Biogas aufkommen muss. 

Auch hatten die Arbeiterkammer (AK), die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Industriellenvereinigung (IV) zuvor vor hohen Kosten gewarnt. Übergewinne könnten durch das Gesetz erwirtschaftet werden, meinte Schroll, während Haushaltskunden, Klein- und Mittelbetriebe aber eine Kostenexplosion zu erwarten hätten. Axel Kassegger (FPÖ) meinte, das Modell arbeite mit zu hohen Förderungen, beinhalte "zu viel Ideologie" und "zu wenig Ökonomie". Erneuerbares Gas sei allerdings grundsätzlich gut, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu senken.

Größere Photovoltaikanlagen und Stromspeicher

Enttäuscht zeigte sich Hammer von der Haltung der beiden Oppositionsparteien. Die FPÖ setze statt auf heimische Arbeitsplätze auf Gasimporte aus dem Ausland. Mit dem Abänderungsantrag würde bei neuen Anlagen ausschließlich auf Abfälle und Reststoffe, nicht auf Lebensmittel als Brennstoffe gesetzt, sagte er in Richtung der SPÖ. Diese hatte die Verwendung von Lebensmittel zuvor kritisiert. 

Ab 2035 dürfen demnach auch bei bestehenden Anlagen kein Mais und Getreide mehr verwendet werden. Georg Strasser (ÖVP) lobte das Gesetz als marktorientiert. Im Vorfeld hatten sich unter anderem Umweltschutzorganisationen, die Landwirtschaft und die Biogas-Branche für den Beschluss des Gesetzes starkgemacht.

Die erforderliche Verfassungsmehrheit - und zwar mit der FPÖ und der SPÖ, aber ohne die NEOS - gab es hingegen für einen "Made in Europe"-Bonus in Sachen Photovoltaik. Vorgesehen sind Investitionszuschüsse für größere Photovoltaikanlagen und Stromspeicher. Über Verordnungen der Umwelt- und Energieministerin im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsminister soll ein Zuschlag von 20 Prozent der Fördersumme gewährt werden können. Kostennachteile europäischer Hersteller gegenüber unfairen Marktbedingungen sollen so ausgeglichen werden.

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