Mölzer: "Denke nicht daran, zurückzutreten"

Andreas Mölzer
FP-Chef Strache hat Mölzers Positionen kritisiert – dessen Zukunft wird jetzt im Parteivorstand diskutiert.

Die anhaltende Kritik an EU-Spitzenkandidat Andreas Mölzer wird für die FPÖ zunehmend zum Problem – das spürt auch Parteichef Heinz-Christian Strache. Im ORF-Radio kündigte der blaue Frontmann gestern an, er werde mit dem EU-Mandatar am Montag ein Gespräch führen. Am Mittwoch werde sich auch der Parteivorstand mit der Causa befassen. Strache sagte, es sei derzeit "eine Optik vorhanden, über die man beraten muss".

Mölzer hat bekanntlich die EU mit dem Dritten Reich verglichen und Europa als "Neger-Konglomerat" bezeichnet. Zuletzt hatte ein rassistischer Artikel in der von Mölzer herausgegeben Zeitschrift Zur Zeit für Empörung gesorgt. Der Fußballer David Alaba war darin als "pechrabenschwarz" diffamiert worden. So wie der Kicker würden heutzutage "echte Wiener" aussehen, schrieb F.X. Seltsam (ein Pseudonym). Mölzer bestreitet, das geschrieben zu haben. Unterdessen hat er den den Bayern-München-Spieler als "liaben Bua" tituliert.

Strache distanzierte sich am Samstag merkbar von Mölzer: "Zur Zeit ist nicht das Partei-Organ der FPÖ." Den Artikel über den Profi-Fußballer bezeichnete er als "beleidigend". Alaba sei "ein toller Mensch" und "ein positives Integrationsbeispiel. Ich bin ein Fan. Das ist der beste Spieler, den wir haben." Ob Mölzer abtreten soll, ließ Strache offen. Der KURIER fragte den Betroffenen selbst, ob er zurücktreten werde. Mölzer reagierte merkbar genervt: "Ich denke nicht daran."

Eigentlich wollten sie über ihren neuen Pakt reden. Er heißt "YEAH" ("Young European Alliance for Hope"), und geht es nach der Jungrecken von FPÖ, Front National, Schwedendemokraten und Vlaams Belang, dann wird YEAH in Europa politisch umrühren.

Doch während sich die jungen Rechtspopulisten in Wien bemühten, harte Anliegen weich zu propagieren (keine Zuwanderung aus dem EU-Ausland, wider die "zentralistische EU"), interessierte die internationalen Beobachter gestern vor allem eines: Wie halten es die YEAHs mit Andreas Mölzer? Was halten Sie vom FPÖ-EU-Spitzenmann, der die Union mit dem NS-Regime verglich?

"Man kann eine Sache zwei, drei Mal diskutieren – aber nicht zehn Mal", hielt Gastgeber FP-Generalsekretär Harald Vilimsky dagegen. Mölzer haben sich entschuldigt, man möge die Sache endlich ruhen lassen. "Die FPÖ ist weder rassistisch noch anti-demokratisch", assistierte Tom Van Grieken, Junghoffnung des fremdenfeindlichen Vlaams Belang.

Der Wunsch nach Schwamm drüber und die Beteuerungengehen ins Leere Denn zuletzt wurde auch bekannt, dass in Mölzers Zeitschrift Zur Zeit gegen Fußball-Star David Alaba gehetzt wurde – der, weil "pechschwarz", so das Mölzer-Blatt, "kein echter Wiener" sei.

Schriftsteller Michael Köhlmeier will Mölzer wegen Verhetzung anzeigen und sammelt via SOS-Mitmensch Unterstützer (siehe unten).

Mölzer: "Denke nicht daran, zurückzutreten"
Mölzers Negativ-Image ist mittlerweile empirisch klar messbar: In der jüngsten OGM-Umfrage für den KURIER halten ihn zwei Drittel der Österreicher für rücktrittsreif. Mölzer wird so endgültig zur Hypothek für Parteichef Strache, weil die FPÖ breite Wählerschichten ansprechen will. Aber selbst unter den deklarierten FPÖ-Fans halten nur noch 53 Prozent Mölzer die Stange (Grafik).

Es wundert also nicht, dass die FPÖ nachdenkt, die Doppelspitze aufzulösen und Vilimsky allein ins EU-Rennen zu schicken. Offiziell ist das kein Thema. "Tatsache aber ist, dass wir die Kandidatenliste bis heute nicht im Innenministerium gemeldet haben", sagt ein Parteistratege. "Dieses Zögern ist alles andere als ein Zufall."

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