Nach Ibiza: So geht seriöse Detektivarbeit

Nach Ibiza: So geht seriöse Detektivarbeit
Der Skandal hat verdeckte Ermittler verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Der KURIER ließ sich zeigen, wie seriöse Detektivarbeit funktioniert.

Markus Schwaigers erster Tipp: unauffällig kleiden.

Empfehlung Nummer zwei: Sitzfleisch haben. Und ausreichend Proviant.

Denn: „Beobachtungen – und davon machen wir viele –, die können dauern“, sagt der Berufsdetektiv und Leiter von Wiens einziger Detektiv-Akademie, die von der Wirtschaftskammer zertifiziert ist. Der neue Lehrgang startet in wenigen Wochen. Die Nachfrage ist diesmal so groß, dass Schwaiger für den morgigen Montag einen zweiten Informationsabend in seiner Detektiv-Akademie ansetzte.

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Das hängt wohl auch mit der Ibiza-Affäre zusammen. Jedenfalls indirekt. Seit drei Monaten sind verdeckte Ermittler jedenfalls so häufig Gespräch wie zuvor lange nicht.

Trotzdem ist Markus Schwaiger über den Grund alles andere als glücklich: „Dass sich die beiden Detektive nennen, hat die ganze Branche in Verruf gebracht!“, echauffiert er sich und meint jene beiden Männer, die die Abhöraktion von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus geplant haben sollen.

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Finca auf Ibiza

Billige Technik

Zahlreiche Fehler seien Markus Schwaiger ins Auge gestochen: „Die Arbeit in der Finca war dilettantisch.“ Die beiden hätten etwa nur billige Technik verwendet. „Die Geräte kann man sich um 50 Euro besorgen. Das hört man dann an der Tonqualität. Die war extrem schlecht.“

Schwaiger klappt den Deckel des kleinen Koffers auf, der vor ihm im weiß getünchten Lehrsaal auf dem Tisch steht, und präsentiert subtile Abhörgeräte mit fein verarbeiteten, unauffälligen Kameras und Mikrofonen: falsche Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Stifte.

„Das ist übrigens jener Kuli, der den ehemaligen Minister Strasser hinter Gitter gebracht hat.“ Er hält einen schwarzer Kugelschreiber in die Höhe; die Kamera ist nur bei genauem Hinschauen erkennbar.

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Mehr als ein Kuli

In Ibiza hingegen: „Was war das? Ein Radiowecker (darin befand sich die Hauptkamera, Anm.), der so prominent auf einem Beistelltischchen positioniert wurde, dass er unglaublich leicht hätte entdeckt werden können.“

Ihr „Debakel“ hätten Strache und Gudenus also einfach verhindern können, hätten Detektive in ihrem Auftrag die Villa vor dem Treffen „gesweept“ – also nach Abhörmaterial durchsucht. Eine Tätigkeit, die in Österreich Berufsdetektiven vorbehalten ist.

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Eine Endoskopkamera

Alltag eines Ermittlers

Was neben Abhörschutz zu den Aufgabenbereichen eines Berufsdetektivs gehört? „Am häufigsten wird man bei Betrugsfällen eingeschaltet“, sagt Markus Schwaiger, als er den KURIER durch die Akademie-Räumlichkeiten im Westen Wiens führt. „Meistens werden wir von Firmenchefs gerufen.“ Und nach 20 Jahren im Geschäft kann er sagen: „Ab 20 Mitarbeitern gibt es eigentlich immer jemanden, der unehrlich ist.“

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Sein krassester Fall der jüngsten Zeit ereignete sich in einem Kino. Der Chef war stutzig geworden, weil die Zahl der eingelösten Gutscheine so stark angestiegen war. Nach Analyse der Datenbanken und Kassensysteme („immer größere Teile der Recherche finden ja am Computer statt“), die Erkenntnis: Ein Mitarbeiter hatte erkannt, dass man Kinogutscheine noch einmal verwenden konnte, scannte den Gutschein einige Tage später noch einmal ein und zahlte sich das Geld selbst aus.

Er perfektionierte diese Vorgangsweise so sehr, dass er, dadurch einen durchschnittlichen Betrag von 7.000 Euro im Monat einheimste. Als Schwaiger ihn zu Hause besuchte, fand der Berufsdetektiv den jungen Mann Mitte 20 in einer fast ausbezahlten Eigentumswohnung samt nobler Einbauküche.

Zu wenig Frauen

Die Präsenz der Detektive möchte Schwaiger für einen persönlichen Appell nutzen: mehr Frauen zu rekrutieren. Von den aktuell 106 gewerbeberechtigten Berufsdetektiven in Wien seien fünf Prozent Frauen, heißt es aus der Wirtschaftskammer Wien. Das findet Schwaiger schade. Die Jobchancen seien im Allgemeinen und für Frauen im Speziellen „hervorragend“. Ein großer Vorteil für Frauen: Man würde sie, da es noch weniger Detektivinnen gebe, weniger verdächtigen.

Das bestätigt Detektivin Veronika (Name geändert). Sie ist vor sechs Jahren für die Detektivausbildung von Vorarlberg nach Wien gekommen. „Ich war nie das klassische Mädchen.“ Sie arbeitete davor im Sicherheitsbereich. Mittlerweile ist sie im Team von Markus Schwaiger.

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Dass man Geduld und Sitzfleisch mitnehmen muss, kann sie bestätigen.

Wie lange hat sie schon am Stück im Auto ausharren müssen? „14 Stunden.“ Sie lacht. „Seitdem habe ich immer genug Nüsse im Auto.“

Info

Der Grundkurs Berufsdetektiv-AssistentIn beinhaltet die Module Kriminologie (u. a. Observation, Forensik), Rechtskunde, Technik (u. a. Abhörschutz) sowie  Selbst- und Personenschutz. Voraussetzung ist die Vollendung des 18. Lebensjahres und ein einwandfreier Leumund. Ein B-Führerschein  wird dringend empfohlen. 

Termine

16. 9., 19.30 Uhr, kostenloser Infoabend

24. 09., Beginn des berufsbegleitender Kurses

30. 9., Beginn  des Intensivkurs 

Ort

Eurodet, Europäische Detektiv-Akademie, zu finden in der  Hauptstraße 110, 1140 Wien

Weitere Infos gibt es hier.
 

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