Nach 19 Jahren: Neugebauer tritt als Boss der Beamtengewerkschaft ab

Neugebauer meint, es ist Zeit zu gehen, Schnedl (re.) kommt.
Der GÖD-Präsident kandidiert nächste Woche nicht mehr. Er macht Platz für FCG-Chef Schnedl.

Kandidiert er noch einmal – oder tritt er ab? Lange wurde gerätselt, ob sich der bald 72-jährige Fritz Neugebauer kommende Woche noch einmal zum Beamtenboss für die kommenden Jahre wählen lässt. Seit 19 Jahren führt der Christgewerkschafter die GÖD, die mächtige Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, an. Unzählige Minister bissen sich in Gehaltsverhandlungen an ihm die Zähne aus. Doch nun geht seine Ära zu Ende. Wie der KURIER aus Gewerkschaftskreisen erfuhr, wird sich Neugebauer nicht mehr der Wahl stellen.

Schnedl folgt nach

Sein Nachfolger wird Norbert Schnedl (56), Chef der Christgewerkschafter (FCG) im Gewerkschaftsbund (ÖGB). Dort ist er auch Vize-Präsident. Der Ex-Gendarm, der im zweiten Bildungsweg ein Doktoratsstudium (Publizistik, Politikwissenschaft, Soziologie) absolviert hat, war einst im Kanzleramt und im Finanzministerium tätig. In der GÖD ist er für Dienstrechtsfragen zuständig.

Schnedls Wechsel an die Spitze der Beamtengewerkschaft ist nicht unumstritten. Seit Langem tobt dort ein interner Kampf unter den Teilgewerkschaften um Macht und Einfluss. Schnedl soll als Kandidat erst Montagabend präsentiert werden, am Dienstag könnte er bereits zum neuen Präsidenten gewählt werden. Neugebauer dürfte seine Entscheidung wohl auch deshalb noch nicht publik gemacht haben, damit es im Vorfeld nicht zu Personal-Debatten kommt.

Betonierer-Image

Für Debatten hat Neugebauer selbst aber oft genug gesorgt. Er blickt ja auf eine lange Polit-Karriere zurück. Der gebürtige Wiener war ÖAAB-Chef, saß im Nationalrat, war Vizeklub-Chef der ÖVP und Zweiter Nationalratspräsident. In seiner Partei hat er sich nicht immer Freunde gemacht. Als ÖAAB-Frontmann musste er etwa weichen, weil er aus Sicht einiger Schwarzer zu sehr die Anliegen der Beamten vertreten hat. Im öffentlichen Dienst war er freilich gut angeschrieben – auch, weil er sich oftmals mit der Regierung und damit mit der eigenen ÖVP anlegte. 2012 brachte Neugebauer etwa 40.000 Beamte auf die Straße, um gegen geplante Gehaltskürzungen zu protestieren. In der Bevölkerung brachte ihm das keinen guten Ruf ein. Im APA-OGM-Vertrauensindex rangierte der einstige Lehrer für Deutsch, Geschichte und Geografie immer ganz unten.

Neugebauer konnte sich sein Betonierer-Image selbst nicht erklären. 2014 sagte er dazu: "Im Grunde meines Herzens bin ich eigentlich ein friedliebender Mensch."

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