"Mir ist es lieber, unterschätzt zu werden"

"Mir ist es lieber, unterschätzt zu werden"
VP-Spitzenkandidat Günter Platter im KURIER-Interview über die bevorstehende Wahl in Tirol.

KURIER: Sie lehnen eine Dreier-Koalition in Tirol ab. Etliche Ihrer Mitbewerber wollen aber ohnehin nicht mit Ihnen koalieren. Was kommt nach der Wahl?

Günter Platter: Das bestätigt meine Warnung, dass sich fünf Parteien zusammenschließen wollen, um gegen die Tiroler ÖVP eine Regierung zu bilden. Dann hätte Tirol ärgere Verhältnisse als Italien. Ich will mit der ÖVP so stark werden, dass ohne uns keine Regierung machbar ist.

„Wir oder das Chaos“, sagten Sie. Übertreiben Sie nicht?

Nein. In jedem Punkt Einigkeit zu finden, ist schon bei zwei Regierungspartnern schwierig genug.

Es tritt die neue Liste „Vowärts Tirol“ an, in der sich auch Ex-ÖVPler wie Anna Hosp tummeln. Sie wirft der ÖVP „Amigo-Machenschaften“ vor. Woher kommt der Frust in Ihrer Partei?

Spitzenkandidat ist ein gescheiterter SPÖ-Mann (Hans Lindenberger). Da haben sich Beleidigte zusammengetan, um der Tiroler Volkspartei zu schaden.

Hat die ÖVP aus der früheren Abspaltung – der „Liste Fritz“ (Dinkhauser) – nichts gelernt?

Was ist das Ergebnis der Liste? Sie hat gepoltert, aber inhaltlich nichts beigetragen.

Für die SPÖ ist die Übertragung des Landbesitzes der Agrargemeinschaften an die Gemeinden Koalitionsbedingung. Sie gelten als Bauernschützer.Wir halten uns mit dem neuen – von allen Parteien außer der „Liste Fritz“ beschlossenen Gesetz – an den Verfassungsgerichtshof. Der bestätigt unseren bisherigen Weg. Ein Enteignungsgesetz, wie es die vereinigte Opposition jetzt wenige Wochen vor der Wahl durchpeitschen wollte, ist verfassungswidrig.

Bei der Schuldebatte sind Sie mit Ihrer Forderung nach einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen aus der Bundesparteilinie ausgeschert. Warum?Wir Tiroler sehen, dass die gemeinsame Schule in Südtirol seit 30 Jahren funktioniert. Mit 14 kann man besser entscheiden. Ich distanziere mich aber vom SPÖ-Modell, das den Einheitsbrei fördert. Ich will eine gemeinsame Schule mit eindeutiger Differenzierung. Wir bereiten dafür eine Modellregion mit zusätzlichen Lehrern vor.

Medien werfen Ihnen vor, unbeliebt und schwach zu sein.

Mir ist es viel lieber, unter- als überschätzt zu werden.

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