Ministerin bläst Schulautonomie beim Kreuz in Klassen wieder ab

Ministerin bläst Schulautonomie beim Kreuz in Klassen wieder ab
Die Ministerin überlässt die Entscheidung übers Kreuz doch nicht den Schulleitern.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid wird zwar allerorts gelobt für ihren Reformplan, künftig die Schulleiter über den Schulalltag autonom entscheiden zu lassen. Doch mit ihrem Vorpreschen in Sachen Kreuz in den Schulklassen muss sie einen Rückzieher machen. Hammerschmid hatte angekündigt, sie wolle es künftig den Schulen überlassen, ob ein Kreuz in den Klassenzimmern hängt, oder nicht. Dafür wären allerdings gesetzliche Änderungen notwendig geworden.

Sieben von zehn gegen Abhängen von Kreuzen

ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka sprach sich in einem KURIER-Gespräch klar dagegen aus, diese Entscheidung jedem Schulstandort zu überlassen, das würde nur zur Verunsicherung in der Gesellschaft beitragen. "Das Kreuz gehört ins Klassenzimmer", sagte Lopatka, man dürfe sich nicht verunsichern lassen, "weil es viele Menschen bei uns aus anderen Kulturkreisen gibt. Wir müssen zu unseren Werten stehen. Dazu gehört auch das Symbol des Kreuzes."

Am Donnerstag stellte die Ministerin klar, dass sie keinen Grund sehe, an den gesetzlichen Bestimmungen über das Anbringen von Schulkreuzen in Klassenzimmern etwas zu ändern. Die geltenden gesetzlichen Regelungen hätten sich bewährt, daran solle nicht gerüttelt werden.

Damit bleibt alles beim Alte: Derzeit müssen in Schulen, an denen die Mehrzahl der Schüler einem christlichen Glaubensbekenntnis angehört, in allen Klassenräumen Kreuze hängen. Für Pflichtschulen (für die die Bundesländer zuständig sind) gibt es in Salzburg, dem Burgenland, in Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg strengere Regeln, dort muss sich in jedem Klassenzimmer ein Kreuz an der Wand befinden. Wo weniger als die Hälfte der Schüler Christen sind, müssen die Kreuze deshalb aber nicht abgehängt werden – hier darf die Schule autonom entscheiden.

Auch Religionsunterricht bleibt

Niki Glattauer hatte sich für den hohen Besuch in seiner Neuen Mittelschule in der Wiener Schopenhauerstraße etwas Besonders einfallen lassen: Der Lehrer und Autor lud die Wienerlied-Sängerin Charlotte Ludwig ein, um mit seinen Schülern – fast alle mit Migrationshintergrund – das Lied „Wenn wir nicht die Omi hätten“ anzustimmen.

Der hohe Besuch – Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorsky und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid – war durchaus angetan von der Performance der Kinder der 1A. Der Spracherwerb ist an diesem Schulstandort einer der Schwerpunkte, ist die NMS Schopenhauerstraße doch die einzige Pflichtschule in der näheren Umgebung.

Danach nahmen sich Czernohorsky und Hammerschmid Zeit, mit den Lehrern im Klassenzimmer zu konferieren. Wie stellt sich die Ministerin konkret die Schulautonomie vor, die ja im kommenden Schuljahr bereits gesetzlich verankert sein soll? Möglich sei es etwa, die erste Stunde in der Früh in eine Lernstunde umzuwandeln, da die Schüler oft ihre Hausaufgaben „vergessen“, bestätigt die Ministerin. Sie versuchte, die wichtigsten Fragen zu klären und bemerkte, dass bei den Lehrern die Verunsicherung groß, die Hoffnung auf Verbesserung durch ihre Reform aber größer ist.

Eine Absage musste sie beim Thema Ethikunterricht statt Religionsunterricht geben. Am Standort spreche nichts gegen einen eigenen Ethikunterricht für die multikonfessionellen Kinder, der Religionsunterricht müsse aber bleiben.

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