Es folgten Hausdurchsuchungen bei einem der reichsten Österreicher sowie in der Novomatic-Firmenzentrale. In Grafs Villa fand man eine nicht alltägliche Liste – der rund neun Milliarden schwere Novomatic-Chef verschenkte offenbar gerne Geld. Insgesamt 29,75 Millionen. Einfach so.
160 Schenkungsverträge, teilweise in Millionenhöhe, wurden bei der Razzia gefunden. Grafs Anwalt betonte stets, dass sämtliche Schenkungen „aus rein privaten Motiven“ erfolgt und der Finanz gemeldet worden seien. Die WKStA begann aber wegen Abgabenhinterziehung zu ermitteln.
Da wurde zum Beispiel der ehemalige Novomatic-Konzernchef Harald Neumann gleich dreimal großzügig beschenkt.
In den Fokus der Justiz geriet auch die Großnichte von Graf: Tina Liebich-Oswald, verheiratet mit dem Novomatic-Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Oswald und beruflich in verantwortungsvoller Position. Die laut Liste vierfach Beschenkte war von 2012 bis Juli 2017 Staatsanwältin in Wien und bekam danach eine Planstelle als Richterin.
Später war sie Mitarbeiterin von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, der wegen seiner Nähe zu Novomatic als Ibiza-U-Ausschuss-Vorsitzender unter Beschuss kam.
Und bis April 2020 saß sie im Kabinett des damaligen Innenministers Karl Nehammer, als gegen Novomatic ermittelt wurde. Als die Geldgeschenke ans Tageslicht kamen, ging sie in Karenz. Im U-Ausschuss meinte Liebich-Oswald, dass ihre Karenz länger geplant war und nichts mit der entdeckten Schenkungsliste zu gehabt habe.
Diese Positionen hatten zwar strafrechtlich keine Relevanz, waren aber für die Opposition Futter, um die Verstrickung zwischen dem Glücksspielkonzern und der ÖVP an diesem glamourösen Fall zu demonstrieren.
Im U-Ausschuss sagte Liebich-Oswald: „Ich mache kein Geheimnis aus meiner Verwandtschaft, erwähne es aber auch nicht ständig.“ Wolfgang Sobotka habe sie das Faktum nicht sofort bei der Einstellung erzählt, sondern erst später.
Subjektive und objektive Tatseite nicht erfüllt
Die WKStA ermittelte wegen Abgabenhinterziehung – fast zwei Jahre. Für Liebich-Oswald war die Schenkung ein sehr großzügiges Geschenk vom schwerreichen Onkel. Außerdem war das verschenkte Geld bereits von Johann Graf versteuert worden. Die WKStA vermutete eine versteckte finanzielle Ausschüttung an den Aufsichtsrat und Ehemann von Tina Liebich-Oswald.
Dieser Verdacht hat sich nicht erhärtet. Die Ermittlungen gegen Liebich-Oswald und drei weitere Beschuldigte, die die WKStA nicht nennen will, wurden eingestellt. In der Begründung steht, dass „weder die subjektive noch die objektive Tatseite“ erfüllt war – also null Substrat.
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