Michael Schnedlitz: "Kickl-Mann“ als möglicher Hofer-Nachfolger
Die Folgen des Ibiza-Videos katapultierten ihn in die erste Reihe der Freiheitlichen. Doch für viele galt Michael Schnedlitz, FPÖ-Generalsekretär seit der Wahl 2019, bis dato als Unbekannter. Geändert hat sich das am 23. September durch seine Rede im Nationalrat.
KURIER Talk mit Michael Schnedlitz
Schnedlitz spricht sich am Rednerpult in Rage, im Zuge der Moria-Debatte strikt gegen die Aufnahme von Migranten aus und charakterisiert Flüchtlinge vor Ort als "1,90 Meter hohe Männer mit Bärten“, die in Österreich schon einiges „am Kerbholz angerichtet haben.“
Schnedlitz’ Rhetorik – "Wir sind nicht erpressbar von Brandstiftern“ – erinnert an jene seines Förderers und Vorvorgängers als Generalsekretär, Herbert Kickl. Und sie bringt ihm eine Sperre auf Facebook ein. Das Video seiner Rede, das die FPÖ auf Facebook teilt, wird vom US-Konzern mit einem Warnhinweis versehen.
Für die FPÖ willkommene Gelegenheit, von "Meinungsdiktatur“ und einem "Anschlag auf den Parlamentarismus“ zu sprechen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sowie die Regierung in die Pflicht zu nehmen. "Es ist mir egal, was Sobotka macht. Er hat sicherzustellen, dass die Meinungsfreiheit gewahrt wird“, akklamiert Schnedlitz im KURIER-Gespräch, ganz Oppositionspolitiker. Parteigänger attestieren durch Auftritte wie diesen dem 36-Jährigen gar, das Zeug zum Parteichef zu haben.
Landwirt aus ÖVP-Haus
Der „Kickl-Mann“ habe sich „gemacht“, heißt es auf KURIER-Nachfrage in FPÖ-Kreisen. Seit den 2000er Jahren in Niederösterreich – erst beim Ring Freiheitlicher Jugend, ab 2010 als Gemeinderat in Wiener Neustadt, später als Bürgermeister-Stellvertreter und Wohn- und Sozial-Stadtrat – und nun als Generalsekretär. Er komme wie Kickl, Manfred Haimbuchner (OÖ-FPÖ-Chef) und Mario Kunasek (FP-Chef in der Steiermark) als möglicher Nachfolger von Norbert Hofer infrage.
Schnedlitz, darauf und eine Obmann-Debatte nach der Wien-Wahl (laut KURIER-OGM-Umfrage könnte die FPÖ von 30,8 auf 10 Prozent fallen) angesprochen, will davon freilich nichts wissen. Er will „der Partei wieder Profil geben“ und – ganz freiheitliche Diktion – „zuerst für die Österreicher da sein“. Da war er auch 2018 für seinen Schulfreund und Trauzeugen Udo Landbauer, was ihm Parteigänger seither „hoch anrechnen.“
Rückblick: Nachdem FPÖ-Spitzenkandidat Landbauer, ob der Liederbuch-Affäre nach der Landtagswahl im Jänner 2018 seine Funktionen ruhend gestellt hatte, übernahm Schnedlitz sein Mandat. Nach Einstellung des Verfahrens bat Schnedlitz Landbauer via Facebook-Video wieder zurückzukehren und gab ihm sein Mandat.
Abseits des Rednerpults tritt der gelernte Landwirt weit weniger wortgewaltig auf. Als FPÖ-Landesparteisekretär in Niederösterreich und Bürgermeister-Stellvertreter von Wiener Neustadt findet er ganz im Gegensatz zur Bundesebene gar sein Auslangen mit der ÖVP. Politische Mitbewerber wie auch die eigene Partei schreiben ihm eine Eigenschaft zu: Fleiß. Der gebürtige Tamsweger, der aus einem ÖVP-Elternhaus stammt, sei ein „guter Kommunalpolitiker“ und „ein Pragmatiker“. Johanna hager
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