Michael Häupl: "Ich bin doch keine Lusche"

Wenig später folgte dann die Retourkutsche: Vertraute des Kanzlers - also etwa der einstige Wiener Landesparteisekretär Christian Deutsch oder Ex-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid - forderten Häupl unverhohlen auf, seine Nachfolge zu regeln. Auch aus den sogenannten Flächenbezirken wehte dem Stadt- und Parteichef plötzlich rauer Wind entgegen.
Wiens Bürgermeister würde eher auf sein Amt verzichten, als mit der FPÖ zu koalieren.

Die rote Krawatte mit den blauen Punkten – nur ein Zufall. Nach außen gibt sich Bürgermeister Michael Häupl (SP) betont entspannt. Bei der Eröffnung eines Forschungsprojekts der Universität für Bodenkultur am Montagnachmittag wurden Hände geschüttelt, Späße gemacht und zum Abschluss durfte Häupl gar einen Forschungskanal fluten. Seine Partei befindet sich inzwischen in einer Identitätskrise. „Es herrscht eine Mischung aus Entsetzen und einer gewissen Traurigkeit“, berichtete Häupl von der Sitzung des Wiener Landesparteivorstands. „Wir sind uns alle einig, dass die Koalition mit der FPÖ ein Fehler von Hans Niessl und unseren burgenländischen Freunden ist“, sagte Häupl. Er sehe zwar das Liebäugeln von einer schwarz-blauen Koalition zum Sturz von Hans Niessl im Burgenland, Entschuldigung sei das aber keine.

„Strache ist mir wurscht – ich mag die Politik nicht.“

Für den Wiener Wahlkampf selbst ändert Rot-Blau im Burgenland nichts. „In der einen oder anderen taktischen Frage vielleicht – aber nicht an der Grundstrategie“, sagte Häupl:„Lustig ist das natürlich nicht.“ Denn: „Der Wahlkampf wird härter“, prophezeite der Bürgermeister. Das zeigte nicht zuletzt die Aufregung um eine FPÖ-Demo vor dem Erstaufnahmezentrum Erdberg. „Eine Partei die gegen christliche Asylwerber demonstriert, ist das Unanständigste, das ich kenne. Mit so einer Truppe kann man keine Koalition machen“, sagte Häupl. Er werde gegen so etwas mit aller Härte vorgehen. Dabei hänge seine Abneigung nicht an Personen, wie die FPÖ dauernd zu insinuieren versuche: „Strache ist mir wurscht – ich mag die Politik nicht.“

Im Gegensatz zu Niessl legte sich Häupl fest: „Wenn ich nur Wiener Bürgermeister sein kann, wenn ich eine Koalition mit der FPÖ eingehe, dann bin ich nicht mehr Bürgermeister.“ Die Absolute bleibe daher auch weiterhin Häupls Wahlziel. „Was soll ich denn bei 49 Mandaten sonst anpeilen? Ein Wahlziel, bei dem ich verliere? Ich bin doch keine Lusche.“

Präsidium tagt

Um 18 Uhr kommt das Präsidium in Wien zusammen, dort soll Landesparteichef Niessl Bericht erstatten. Auch die Regierungsbildung in der Steiermark soll Thema sein.

Das Nein zu einer Koalition mit der FPÖ auf Bundesebene soll im Präsidium bekräftigt werden. Darüber hinaus werde vermutlich künftig den Ländern und Gemeinden freigestellt werden, mit wem sie koalieren.

Diese Stoßrichtung widerspricht den Parteitagsbeschlüssen aus den Jahren 2004 und 2014. Damals hieß es, es dürfe "keine Koalition mit der rechtspopulistischen FPÖ" geben – und zwar "auf allen politischen Ebenen".

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