Genetiker Hengstschläger: "Menschen sollen Ermöglicher werden"

Markus Hengstschläger
Genetiker Markus Hengstschläger setzt auf „Lösungsbegabung“ und warnt vor der „Mitmachkrise“.

KURIER: Sie sprechen in Ihrem neuen Buch von „Lösungsbegabung“. Wo lernt man das denn?

Markus Hengstschläger: Jeder Mensch kommt mit bestimmten Potenzialen zur Welt. Dazu kommt sehr viel frühkindliche Prägung. Aber Lösungsbegabung muss auch entdeckt, entwickelt und ein Leben lang am Blühen gehalten werden.

Ist es ein Naturtalent wie Singen?

Ich strapaziere immer den Satz: Der Mensch ist nicht auf seine Gene reduzierbar. Die sind maximal Bleistift und Papier. Die Geschichte schreibt jeder selbst. Im Bildungssystem müssen wir natürlich Wissen entwickeln für vorhersehbare Anteile der Zukunft. Aber für die Lösung unerwarteter Probleme brauchen wir zusätzlich ein ganzes Set anderer Dinge: soziale Kompetenz, kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation, Ethik, Resilienz ... Diese Themen müssen Eltern und Schule von Anfang an helfen, mitzuentwickeln. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Lösungsbegabung erblüht.

Jetzt leben wir mitten einer Pandemie – einerseits unerwartet, andererseits erwartet. Diese wurde ja von vielen Experten vorausgesagt. Wirkt es nicht so, als hätte die Lösungsbegabung von Politik und Wissenschaft international geschwächelt?

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