Meinungsforscher: Methodenstreit um "Sonntagsfrage" spaltet Branche

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer
OGM-Chef Wolfgang Bachmayer wehrt sich gegen Vorwürfe wegen einer KURIER-Umfrage.

Der Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute (VdMI) hat das von Wolfgang Bachmayer geführte OGM-Institut ausgeschlossen. Der Vorwurf lautet, OGM verstoße gegen Regeln des Verbandes zur „Sonntagsfrage“ („Wen würden Sie wählen, wenn nächsten Sonntag Wahl wäre?“). Demnach müsse die Befragung „mix mode“ abgewickelt werden, also in Kombination von Telefon- und Online-Interviews – mit reinen Online-Befragungen, wie von OGM durchgeführt, erreiche man ältere Personen schlecht. Anlass ist eine am letzten Sonntag (17. 10.) im KURIER erschienene OGM-Umfrage.

Bachmayer hält dagegen, dass mittlerweile fast 90 % aller Haushalte einen Internetanschluss und nur noch rund 30 % Festnetz hätten, die Handynummern aber kaum im Telefonverzeichnis stünden und auch nicht regional zuordenbar seien; dazu kämen noch „juristische Herausforderungen“ (Datenschutz).

Christoph Haselmayer, Leiter des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD), stützt auf KURIER-Nachfrage diese Sicht. Nicht zuletzt im Zuge der Pandemie hätten immer mehr ältere Menschen den Zugang zum Internet gefunden; man könne das Argument überdies umdrehen: via Telefon erreiche man viele Jüngere nicht, weil die bei Aufscheinen einer unbekannten Nummer oft gar nicht abheben würden. Generell plädiert Haselmayer für eine „Entschärfung der Worte“. Man möge sich zusammensetzen und zeitgemäße Kriterien entwickeln, anstatt einander „Nettigkeiten“ auszurichten.

Die KURIER-Chefredaktion betont, dass es seit Langem eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit OGM gebe; man gehe davon aus, dass die Umfrage-Methodik immer „State of the Art“ war. Und: „Wir werden alles daran setzen, dass auch in Zukunft nur topseriöse Umfragen im KURIER publiziert werden.“

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