Medizin-Tests: Frauen schnitten wieder schlechter ab

APA13564424 - 05072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Studienanwärter vor Beginn des Medizin-Aufnahmetests am Freitag, 05. Juli 2013, in der Messe Wien. Heuer haben sich 5733 Interessenten für die Aufnahmetests zum Studium an der Medizinischen Universität Wien angemeldet. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Auch bei den vereinheitlichten Verfahren kamen wieder mehr Männer zum Zug.

Alle bisherigen Mediziner-Aufnahmetest hatten etwas Kurioses an sich: Frauen schnitten immer schlechter ab als ihre männlichen Kollegen. Debatten über den „Gender Gap“ waren die Folge, eine Überarbeitung des Tests wurde vorgenommen.

Und wie sich jetzt zeigt, werden die Diskussionen auch heuer weiter gehen: Denn bei den neuen, heuer erstmals an allen drei Med-Unis vereinheitlichten Aufnahmetests schnitten die weiblichen Bewerberinnen wieder schlechter als Männer ab.

Mehr Bewerberinnen, weniger Studienanfängerinnen

Medizin-Tests: Frauen schnitten wieder schlechter ab
Zahl der Bewerber für Medizinstudium und Zugelassene, jeweils Männer und Frauen - Tortengrafiken; verfügbare Studienplätze nach Universitäten - Säulengrafik Grafik 0962-13-Universitäten.ai, Format 42 x 100 mm
Insgesamt haben 4.883 Frauen - 58,4 Prozent - und 3.481 Männer (41,6 Prozent) den Test am 5. Juli in Angriff genommen. Für die insgesamt 1.500 Studienplätze qualifiziert haben sich dagegen 724 Frauen (48,3 Prozent) und 776 Männer (51,7 Prozent), teilten dieMedizin-UnisWien, Graz und Innsbruck in einer Aussendung am Donnerstag mit.

Der Gender Gap bei den Testergebnissen ist gegenüber dem Vorjahr aber etwas geringer geworden: 2012 waren in Innsbruck ebenfalls rund 58 Prozent der Testteilnehmer Frauen, der Frauenanteil bei den Aufgenommenen betrug 47 Prozent. In Graz betrug die Frauenquote bei den Testteilnehmern 2012 57 Prozent, bei den Aufgenommenen 42 Prozent.

In Wien ist ein direkter Vergleich mit dem Vorjahr nicht möglich, da "gendergerecht" ausgewertet und dabei die Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt ermittelt wurden (und so die Quote bei Kandidaten und Aufgenommenen gleich hoch war). 2011 traten in Wien 56 Prozent Frauen an, bei den Aufgenommenen betrug die Frauenquote 43 Prozent.

Unis dennoch positiv gestimmt

Die Vizerektoren der drei Medizin-Unis beurteilten das neue Aufnahmeverfahren positiv: "Es ist gelungen, die vorrangigen Ziele umzusetzen, nämlich Aufnahmeverfahren zu entwickeln, die auf Basis eines breiten Spektrums von Kompetenzen und Kenntnissen den bestgeeigneten BewerberInnen das Medizin- bzw. Zahnmedizinstudium ermöglicht und die wissenschaftlichen Ansprüche von Testfairness erfüllen.“

Töchterle sieht "erste Früchte"

Auch für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) trägt das Engagement der drei Medizin-Unis zur Erarbeitung eines gemeinsamen Aufnahmeverfahrens "erste Früchte". "Auch die Bemühungen zur verstärkten Ausgewogenheit der Chancen von weiblichen und männlichen Studienwerber/innen zeigen erste Wirkung", betonte er in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) freute sich in einer Aussendung, dass sich annähernd gleich viele Frauen wie Männer für die Aufnahme eines Medizinstudiums qualifiziert haben. Die Unis hätten gemeinsam "ein genderneutrales Testverfahren entwickelt. Mit diesem ausgewogenen und umfassenden Test wird sichergestellt, dass die bestgeeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zum Zug kommen".

Das neue Aufnahmeverfahren besteht aus einem Wissenstest, einem Textverständnistest und einem Teil, der kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten bewertet. Bewerber für das Zahnmedizin-Studium mussten auch manuelle Fertigkeiten unter Beweis stellen. Bisher setzten Wien und Innsbruck auf den in der Schweiz entwickelten Eignungstest für das Medizinstudium (EMS), der vor allem kognitive Fähigkeiten überprüfte. Die Medizin-Uni Graz wickelte die Aufnahme dagegen über einen selbst entwickelten Wissenstest ab.

Soziale Kompetenz fehlt noch

Für das kommende Jahr ist bereits geplant, für das Aufnahmeverfahren auch soziale Kompetenzen zu berücksichtigen. Außerdem sollen die nun gewonnenen Daten gemeinsam mit einem aus internationalen Experten zusammengesetzten Advisory Board analysiert und so "einzelne Elemente der Tests weiterentwickelt" werden, so die Vizerektoren.

Von den insgesamt 8.364 Kandidaten kamen 5.206 aus Österreich, 3.000 aus EU-Staaten und 158 aus Ländern außerhalb der EU. Die Medizin-Uni Wien vergibt 740 Studienplätze, die Medizin-Uni Innsbruck 400 und die Medizin-Uni Graz 360. 75 Prozent der Studienplätze sind laut einer Quotenregelung für Personen mit österreichischem Maturazeugnis reserviert, 20 Prozent gehen an Bewerber aus EU-Staaten und fünf Prozent an Kandidaten aus Drittstaaten.

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