Digitale Grundbildung: "Medienbildung in neuem Fach nur Randkomponente"
Der Lehrplanentwurf für das künftige Pflichtfach Digitale Grundbildung sorgt weiter für Kritik. Nachdem Experten und Expertinnen aus Bildungs-, Erziehungs- und Medienwissenschaft sich bereits vielfach unbegeistert geäußert hatten, zeigt sich nun auch die Bundesjugendvertretung (BJV), also die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich, skeptisch.
Unterricht werden soll das Fach ab Herbst im Ausmaß von einer Schulstunde pro Woche in der 1. bis 3. Klasse Mittelschule bzw. AHS, ein Jahr später wird es auf die vierten Klassen ausgeweitet.
Die BJV kritisiert, dass im aktuellen Gesetzesentwurf Medienbildung als Randkomponente verstanden werde. Es fänden sich vermehrt Lernziele auf Informatik-Ebene, jedoch vergleichsweise wenige, die Medienbildung miteinbeziehen. Dabei habe gerade die Pandemie gezeigt, „wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche Fakten von Unwahrheiten unterscheiden können“, sagt BJV-Vorsitzender Sabir Ansari.
Die Bundesjugendvertretung plädiert nun dafür, ein eigenes Unterrichtsfach „Politische Bildung“ einzuführen und die Inhalte zur Medienbildung dort zu verankern. „Das Internet bringt ein grenzenloses Informationsangebot, aber auch die Herausforderung, relevante Nachrichten von unwichtigen oder falschen zu unterscheiden. Eine entsprechende Medienbildung ist daher ein essenzieller Teil politischer Bildung“, sagt Ansari.
Letztlich geht es der BJV aber auch darum, wer das neue Fach unterrichten wird. Im Herbst werden nämlich noch keine Absolventen eines entsprechenden Lehramtsstudiums zur Verfügung stehen. Bereits praktizierende Lehrende müssten eine Weiterbildung erhalten, um sicherzustellen, „dass nicht an der Lebensrealität junger Menschen vorbei unterrichtet wird“, sagt Ansari.
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