"Edelkieberer" für Stronach

Max Edelbacher, Polizeihofrat i. R., Jurist, ehemaliger Leiter des Wiener Sicherheitsbüros, Fachbuchautor und Gastdozent der Kent State University in Ohio, USA, über seine Beweggründe, dem Team Stronach beizutreten. Wien, 29.07.2013
Wahl. 36 Jahre war er bei der SPÖ. Jetzt wechselt Max Edelbacher das Lager.

Heute, Montag, um 17.00 Uhr endet die Frist: Bis dahin müssen die Parteien entscheiden, welche Kandidaten sie auf die Bundesliste für die Nationalratswahl setzen.

In Geheimniskrämerei übte man sich bis zuletzt im Team Stronach, mit Ex-ORF-Chefin Monika Lindner tauchte am Wochenende noch ein prominenter Name auf der Stronach-Liste auf.

Die Landeslisten stehen bereits fest. In Wien gehen gleich zwei Promis für Stronach ins Rennen: Neben Ex-Radiomoderator Hary Reithofer wirbt „Edelkieberer“ Max Edelbacher um Stimmen. Das Pikante daran: Der einstige Leiter des Wiener Sicherheitsbüros, Autor zahlreicher Bücher und seit 2006 in Pension, war 36 Jahre Mitglied der SPÖ.

Warum ist er jetzt bei Stronach? „Ich bin 69, das ist für mich vielleicht die letzte Chance, etwas zu bewegen“, sagt Edelbacher im KURIER-Gespräch. Schon bisher habe er sich für Kleinparteien engagiert, nachdem er 2008 verärgert aus der SPÖ austrat. „Bei der SPÖ habe ich zum Schluss sehr negative Erfahrungen gemacht. Dort ist man de facto nicht gehört worden“, kritisiert Edelbacher. Ein Reformpapier über die Kriminalpolizei – schubladisiert. Ein Buch mit 21 Kritikpunkten – nicht gelesen.

Jetzt stellt Edelbacher seine Reformideen zu den Themen Sicherheit und Antikorruption dem Team Stronach zur Verfügung – unentgeltlich, wie er betont: „Ich habe keinen Euro bekommen und verlange auch keinen.“

Den Kontakt zu Frank Stronach habe Tennispartner Rudi Weigerstorfer, Vater von Stronachs Beraterin Ulla Weigerstorfer, hergestellt. Stronach schätze er, sagt Edelbacher: „Stronach hat einfache Wahrheiten, aber er ist ehrlich und kompetent.“

Sollte es das Wahlergebnis zulassen, spricht sich Edelbacher für eine Regierungsbeteiligung des Team Stronachs aus: „Inhaltlich können wir mit jedem reden. Wichtig sind sachliche Lösungen.“ Als Probleme im Bereich Sicherheit sieht er etwa eine Entfremdung zwischen Bürgern und Polizei, den Personalabbau und die zu laxe Verfolgung von Korruptionsdelikten. Dem im Parteiprogramm geforderten „unbewaffneten Ordnungsdienst“ steht er skeptisch gegenüber: „Hier muss man vorsichtig sein. Ein militantes Auftreten selbst ernannter Ordnungshüter ist abzulehnen.“

Das Innenministerium sei aktuell eine „Vorfeldorganisation der ÖVP“. Parteipolitik habe in der Polizei nichts verloren. Beim Aufreger-Thema Strafvollzug fordert er ein neues Jugendkompetenzzentrum. „Im Gefängnis lernen die Jungen von den alten Strizzis nur Schlechtes.“

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