"Die Töchter in der Hymne waren eine Geheimmission"

"Die Töchter in der Hymne waren eine Geheimmission"
Ex-ÖVP-Ministerin Rauch-Kallat musste für die Gleichberechtigung in der Hymne Parteikollegen austricksen. Ein Blick zurück.

Sie bezeichnet sich als Feministin. Seit den 80er-Jahren engagiert sich Ex-ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat für Gleichberechtigung. 2011 gelang ihr dann der Coup: Rauch-Kallat trickste am letzten Tag ihrer Polit-Karriere ihren Parlamentsklub aus und hievte mithilfe einer überparteilichen Frauenallianz die „Töchter“ in die österreichische Bundeshymne. Wie das gelang, erzählt sie im Interview.

KURIER: Frau Rauch-Kallat, eine Passage in der Bundeshymne lautet: „Heiß umfehdet, wild umstritten“. Das war und ist das Wort „Töchter“ in der Hymne nach wie vor, wenn man an den Widerstand von Andreas Gabalier denkt. Warum empfinden das viele noch immer als Tabubruch?

Maria Rauch-Kallat: Für mich und viele andere Frauen ist diese Haltung vollkommen unverständlich. Denn es wurden nur zwei Wörter geändert. Nämlich: „Heimat bist du großer Söhne“ wurde verwandelt in „Heimat großer Töchter und Söhne“. Dass es darüber noch immer Aufregung gibt, kann ja bitte nicht sein. Was bei dieser bösartigen Diskussion sichtbar wird, ist eine latente Frauenfeindlichkeit. Insofern war es sehr wichtig, diese zwei Worte zu ändern, weil dann sichtbar wird, was in einigen Männern, aber leider auch in manchen Frauen, tief drinnen schlummert.

Alexander Van der Bellen war es wichtig, dass die Übergangsregierung die erste Bundeskanzlerin Österreichs bekommt. Aus seinem Umkreis hört man, dass es dem Bundespräsidenten ein Anliegen war, den Ausdruck KanzlerIN in den Köpfen zu verankern. Warum sind Worte so wichtig?

Diese Botschaft ist enorm wichtig: Denn Sprache bildet Wirklichkeit ab. Sprache bildet Meinung und Bewusstsein. Auch ich habe 2011 geschrieben, dass ich diesen Antrag im Wissen einbringe, dass es wichtigere frauenpolitische Fragen gibt, aber Sprache ist für das Bewusstsein wichtig.

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