"Linksruck" im ÖGB: Katzian kommt als "Signal gegen Rot-Blau"

ÖGB-Präsident Erich Foglar (l.), GPA-Chef Wolfgang Katzian
Rote Chefsessel: Foglar geht, Katzian kommt. Der neue ÖGB-Boss ist klarer Gegner einer Koalition mit der FPÖ.

Das große Personalpaket für den ÖGB und die Arbeiterkammer nimmt immer konkrete Formen an – wenn es auch noch nicht ganz fertig geschnürt ist. In den nächsten Tagen und Wochen wollen die roten Spitzengewerkschafter so weit sein. Aber: Eine für heute, Freitag, anberaumte Sitzung der Chefs in der den ÖGB dominierenden Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) wurde kurzerhand abgesagt.

Wie der KURIER am Sonntag als Erster berichtete, kommt es sowohl an der Spitze des ÖGB als auch der AK zu einem Wechsel, wenn auch zu keinem echten Generationswechsel. "Der findet bei uns erst in fünf Jahren statt", sagt ein Gewerkschaftsinsider.

So folgt Wolfgang Katzian (61) auf ÖGB-Präsident Erich Foglar (62). Trotz anderer Kandidaten führte an Katzian kein Weg vorbei. Er ist seit 2005 Chef der GPA, der größten Teilgewerkschaft im ÖGB. Und er ist seit 2009 auch FSG-Chef und sitzt als solcher im Nationalrat. Bei der Wahl kandidierte er auf Platz drei der SPÖ-Bundesliste. Im Juni auf dem ÖGB-Bundeskongress wird der Wechsel vollzogen. Kenner sprechen von einem "Linksruck". Katzian sei definitiv ein "Signal gegen Rot-Blau".

Foglar, der sich für eine Öffnung gegenüber den Freiheitlichen ausgesprochen hat, zieht sich in das Privatleben zurück. Katzian, nebenbei Präsident der Austria Wien, ist ein bekennender Gegner der Blauen. Eine denkbare rot-blaue Koalition im Bund hat er schon 2015 als "schweren Fehler" bezeichnet. Katzian damals zum profil: "Alles, wofür die FPÖ steht, ist mit unseren Grundwerten unvereinbar." An dieser Haltung hat sich nichts geändert.

Noch nicht fix entschieden ist, wer Katzian als FSG-Chef nachfolgt – ein Posten der realpolitisch fast noch mächtiger ist, als der ÖGB-Präsident. Denn: Sechs von sieben Teilgewerkschaften im ÖGB werden von der roten FSG dominiert. Nur die Beamten wählen mehrheitlich schwarz. Außerdem finanzieren die FSG-Beiträge die SPÖ mit.

Als Favorit für den FSG-Chefsessel gilt Metaller-Boss Rainer Wimmer (62). Er soll eine eher pragmatische Haltung gegenüber den Blauen haben. Der Oberösterreicher ist seit 2009 Chef der einflussreichen Teilgewerkschaft, verlor aber bei der Wahl sein Nationalratsmandat. Als Katzian-Nachfolger in der FSG würde Wimmer wieder ins Parlament einziehen.

Dort sitzt bereits Bau-Holz-Gewerkschaftschef Josef "Beppo" Muchitsch. Der Steirer (51) gilt als klarer Verfechter von Rot-Blau, will aber lieber im Parlament bleiben als "knallharte Oppositionsarbeit in der FSG" zu machen, wie es in seinem Umfeld heißt. Nur noch Außenseiterchancen hat Eisenbahner-Gewerkschafter und Vida-Chef Roman Hebenstreit (46).

Zwei Frauen für AK und ÖGB: Renate Anderl & Barbara Teiber

Viele Jahre nach Lore Hostasch, der späteren SPÖ-Sozialministerin, schaffen es wieder zwei Gewerkschafterinnen ganz nach oben in ihren Organisationen. In der Gewerkschaft der Privatangestellten ( GPA), der mit rund 280.000 Mitgliedern größten Teilgewerkschaft im ÖGB, folgt auf Wolfgang Katzian dem Vernehmen nach Barbara Teiber (40). Den formellen Beschluss gibt es noch nicht. Aber, Teiber gilt als enge Vertraute und Wunschkandidatin von Katzian.

Teiber ist seit 2008 Geschäftsführerin in Wien, der stärksten Landesorganisation der GPA. Und sie sitzt – wie es sich für eine gestandene Gewerkschafterin gehört – auch im Vorstand der AK Wien (seit 2009) und seit 2010 im Vorstand der Wiener Gebietskrankenkasse. Ihre Berufslaufbahn begann Mitte der 90er-Jahre bei OGM als Meinungsforscherin.

Einen größeren Karrieresprung macht auch Renate Anderl (55). Die geschäftsführende ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende folgt im April auf AK-Präsident Rudi Kaske (62), der sich aufgrund einer schweren Erkrankung seiner Frau zurück zieht. Gewerkschaftsintern auffällig ist: Renate Anderl und FSG-Favorit Rainer Wimmer (siehe oben) stammen beide aus der Metallergewerkschaft. Die Aufwertung der Metaller deuten Kenner als Augleich für den Aufstieg von GPA-Chef Wolfgang Katzian zum ÖGB-Boss. Die Dienstleistungsgewerkschaft Vida, aus der Kaske kommt, geht hingegen leer aus. Der heutige Vida-Chef ist Eisenbahner-Betriebsratschef Roman Hebenstreit. Er dürfte in der FSG eher nicht zum Zug kommen, ist aber erst 46 – hat also noch etwas Zeit.

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