Leitl: Briten wissen nicht, was sie wollen

Christoph Leitl
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leil sieht beim Brexit noch keine Brücke zwischen der EU und London geschlagen.

Wohin die Reise bei den Brexit-Verhandlungen geht, ist noch alles andere als fix. WKÖ-Präsident Christoph Leitl, der kürzlich in seiner Funktion als Eurochambres-Chef in Großbritannien war, sieht noch keine Brücke geschlagen. "Es fahren derzeit zwei Züge in hoher Geschwindigkeit aufeinander zu", so Leitl in Bezug auf Streitthemen zwischen der EU und Großbritannien.

Was die Briten genau wollen, sei noch immer nicht klar. Populisten würden lediglich vorbeten, aus der EU austreten zu wollen. Bis zum Ende durchgedacht, "hat dort kaum jemand", sagte Leitl am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Brexit-Vorarbeiten "fast österreichisch"

Die EU sitze bei den Verhandlungen jedenfalls am längeren Hebel: Großbritannien liefert 50 Prozent seiner Exporte an die EU, umgekehrt seien es nur 5 Prozent. Trotzdem wolle niemand Großbritannien vor den Kopf stoßen. Es müsse eine klare und saubere Lösung gefunden werden, so Leitl, der auf zahlreiche Problemfälle wie die Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland oder Gibraltar verweist. Da laufe es derzeit nach dem Motto "muddling through" (durchwurschteln, Anm.), so Leitl. "Das klingt fast österreichisch."

Das Land zersplittere in zwei unterschiedliche Lager, beobachtet der österreichische Wirtschaftsdelegierten in London, Christian Kesberg. Das Grundproblem sei nicht verschwunden. Er rechnet mit einer chronischen Abflachung des britischen Wirtschaftswachstums bei gleichzeitig massiven strukturellen Problemen, denen sich das Land stellen muss. "Es wird noch spannend werden", erwartet Leitl ein Pokerspiel bis zum Schluss.

Kommentare