Leidvolles Gedenken an die November-Pogrome
Es war ein beeindruckendes Statement gegen Antisemitismus, als sich am 2. November Tausende Menschen auf dem Heldenplatz versammelten, um mit einem Lichtermeer die Solidarität mit Israel zu zeigen. Das nur wenige Stunden nach einem schändlichen Brandanschlag auf die jüdische Zeremonienhalle des Wiener Zentralfriedhofs.
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Diese Woche wird man sich auch im Parlament dem Antisemitismus stellen. Der Anlass ist das Gedenken an die November-Pogrome gegen Juden in Österreich. Sie waren vor 85 Jahren der vorläufige Höhepunkt der antisemitischen Verfolgung durch das NS-Regime, die schließlich im Holocaust mündete. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Synagogen in ganz Österreich angegriffen und in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und zahlreiche jüdische Mitbürger misshandelt.
Zur Gedenkfeier ins Parlament hätte diesmal auch der Präsident des israelischen Parlaments, der Knesset, kommen sollen. Amir Ohana hat allerdings seine Reise nach Wien vor wenigen Tagen abgesagt. Er bleibt angesichts der angespannten Lage in Israel. Bei der Feier im Parlament wird allerdings eine Grußbotschaft von ihm zu hören sein.
Antisemitische Vorfälle
Bei dieser Veranstaltung wird auch Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, wieder auftreten. Deutsch war auch beim Lichtermeer gegen Antisemitismus auf dem Heldenplatz einer der Redner gewesen. Er betonte dabei die Wichtigkeit, öffentlich gegen Antisemitismus aufzutreten.
„In Österreich stieg die Anzahl der antisemitischen Vorfälle seit dem 7. Oktober um mindestens 400 Prozent im Vergleich zu 2022. Sie alle stehen hier dagegen auf. Ihre Anwesenheit ist ein wichtiges Zeichen. Sie alle zeigen, dass wir für eine offene Gesellschaft einstehen, eine liberale Demokratie“, sagte Deutsch den Teilnehmern des Lichtermeers.
Am kommenden Donnerstag wird auch der Zeitzeuge Benno Kern seinen Auftritt haben. Der heute 95-Jährige war im Vernichtungslager Auschwitz. Als 1945 das Lager von der Roten Armee befreit wurde, war Kern bereits auf dem Todesmarsch nach Buchenwald. Er überlebte und kehrte als einziger Überlebender seiner Familie nach Wien zurück.
Bei der Gedenkfeier im Parlament werden am Donnerstag die zerstörten Synagogen virtuell rekonstruiert werden. Gleichzeitig wird dieser offizielle Termin dazu genutzt, klar gegen Antisemitismus Stellung zu beziehen. Auch gegen die aktuellen Entwicklungen in Österreich im Zuge des Nahost-Konflikts.
Alter Hass, neuer Wahn
An diesem Abend werden im Parlament auch kurze Passagen aus der ORF-Doku „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ gezeigt. Der gesamte Film wurde bereits am 2. November, am Tag des Lichtermeers, im Parlament präsentiert. Im Fernsehen wird die Dokumentation am 8. November um 22.30 Uhr gezeigt.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bei der Präsentation: „Es liegt gerade am Parlament, alles dafür zu tun, Antisemitismus und Antiisraelismus zu bekämpfen und jüdischem Leben Sichtbarkeit zu geben.“
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