Laut, aber friedlich: 30.000 Demonstranten in Wien erwartet

Laut, aber friedlich: 30.000 Demonstranten in Wien erwartet
Neben klassischen Gewerkschafter-Reden soll morgige Demo ein „bunter, moderner“ Protest werden. Polizei ist mit 150 Beamten im Einsatz.

Eine ausgestreckte Hand, warnte Wolfgang Katzian die Regierung noch vor Kurzem, könne sich schnell in eine geballte Faust verwandeln.

Zwei Wochen im Amt, macht der neue ÖGB-Präsident seine Drohung wahr. „Zehntausende“, so kündigt der Gewerkschaftsbund an, werden morgen, Samstag, ihre Fäuste in die Höhe strecken, um gegen den Regierungsplan zur Arbeitszeitflexibilisierung zu protestieren.

Die Großdemo startet um 14 Uhr am Westbahnhof, von dort aus wird über die Mariahilfer Straße und den Ring zum Heldenplatz marschiert.

Der Schwarze Block hat in den sozialen Netzwerken angekündigt, ebenfalls mit von der Partie zu sein. Die Polizei will mit 150 Beamten eine friedliche Demo sicherstellen, vom Veranstalter wurden 30.000 Teilnehmern angemeldet.

Friedlich, aber laut wollen sie sein, die Arbeitnehmer aller Branchen und Couleur. Und etwas moderner als man es von klassischen Gewerkschafter-Demos kennt: Einen Redner nach dem anderen auffädeln, während Aktivisten ihre Transparente im Wind flattern lassen – so dürften nur Anfang und Ende der Demo sein. Dazwischen wird es mit Musik, Videos und Liveschaltungen in die sozialen Netzwerke „bunt und lebendig“, erklärt Willi Mernyi, FSG-Chef und als leitender ÖGB-Sekretär auch Hauptorganisator.

Den Demonstrationszug zum Heldenplatz begleitet ein Truck – „da werden Leute aus der Menge spontan raufspringen und erzählen können, wie ihr Arbeitsalltag ausschaut; warum es nicht möglich ist, vier Stunden länger zu hackeln“, schildert Mernyi begeistert seine Vision.

Am Abmarschort werden die neue AK-Präsidentin Renate Anderl sowie die neue GPA-Chefin Barbara Teiber und GÖD-Chef Norbert Schnedl – als prominentester schwarzer Gewerkschafter – ihre Reden halten. Beim Abschluss am Heldenplatz haben dann alle Gewerkschaftsvorsitzenden das Wort. Den Schlusspunkt setzt ÖGB-Präsident Katzian. Wobei „Schlusspunkt“ relativ ist. „Widerstand wird es jetzt, am Samstag, und über den Samstag hinaus geben“, betont er.

Die SPÖ bleibt bewusst im Hintergrund. Partei- und Klubchef Christian Kern will sich zwar unter die Demonstranten mischen, eine Rede ist aber nicht geplant – der Tag gehört den Gewerkschaftern, nicht den Politikern, wird betont. So hält sich die SPÖ auch bedeckt bei der kürzlich ventilierten Idee, ein Volksbegehren zum 12-Stunden-Tag zu starten. „Warten wir ab, wie die Demo wirkt, dann entscheiden wir über weitere Schritte“, heißt es von den Roten. Mitmarschieren will auch der Klub der Liste Pilz.

Pilgern auf ÖGB-Kosten

Für Irritation sorgte im Vorfeld die Einladung des ÖGB in Vorarlberg an ihre Mitglieder: Anreise und Nächtigung in Wien würden bezahlt, hieß es da. ÖGB-Sekretär Mernyi bestätigt das: „Ja, wir übernehmen für 39 Mitglieder, die in Ecken von Vorarlberg leben, in die sie nach der Demo am Abend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr kommen würden, die Kosten für ein Hotelzimmer.“ Jeder Verein, der einen Ausflug organisiert, würde für seine Mitglieder wohl dasselbe tun, betont er. Der ÖGB mietet auch Busse, um Demonstranten aus ganz Österreich nach Wien zu bringen. 120 mit je 50 Sitzplätzen sind es bisher, der Bedarf könnte aber noch höher werden, erklärt Mernyi. Nur in Vorarlberg wurde die Stopptaste gedrückt: Sämtliche Busse und Züge sind voll.

Was das ganze Spektakel kostet? „Wir wissen nicht, welche Kosten die Regierung uns da verursacht hat“, sagt Mernyi – halb im Scherz, aber eigentlich sehr ernst , mit Verweis auf die Notwendigkeit dieser Großkundgebung.

Raffaela Lindorfer

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