Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft reagieren schockiert. Waren sie doch zuletzt im Zuge des Hamas-Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober mit einer massiven Zunahme von antisemitischen Attacken konfrontiert. Von einem "katastrophalen“ Signal spricht allen voran Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Er kritisiert, dass die Veranstalter nicht reagiert hätten und die Person nicht von der Gedenkstätte verwiesen hätten.
„Der Veranstalter war vorgewarnt und hätte das nicht zulassen dürfen. Das ist sein Hausrecht“, sagt auch Engelberg.
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, weist gegenüber dem KURIER die Vorwürfe zurück: „Ich bin nicht glücklich damit, dass hier jemand eine Fahne getragen hat, die die Gefühle von Menschen verletzt hat, aber es wäre nicht möglich gewesen, deswegen die Polizei einschreiten zu lassen.“ Damit wäre die Lage nur eskaliert.
Zumal die Person das Hausrecht nicht verletzt habe. Er habe sich nicht ungebührlich verhalten und keine Parolen skandiert.
Wer war der Fahnenträger?
Laut Mernyi habe es sich bei dem Fahnenträger um ein Mitglied des KZ-Verbands Oberösterreich gehandelt, der mit der Flagge – wie bereits bei früheren Gedenkveranstaltungen – Arabern und Palästinensern gedenken wollte, die im KZ Mauthausen umgekommen seien. Vor dem israelischen Denkmal habe er die Fahne eingerollt und sich vor den Opfern verneigt.
Bei der Feier nahmen mehr als 9.000 Gäste teil, um der Befreiung des KZ Mauthausen von 79 Jahren zu gedenken. Darunter auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und mehrere Vertreter der Bundesregierung.
Im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern waren rund 200.000 Menschen inhaftiert, von denen mehr als 100.000 ums Leben gekommen sind.
IKG erwägt Austritt
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) verurteilt den Vorfall scharf: "Die IKG hat das Mauthausen-Komitee mit den Vorwürfen konfrontiert und erwartet eine öffentliche Positionierung sowie wirkungsvolle Konsequenzen, die eine Wiederholung einer derartigen Vereinnahmung unmöglich machen", heißt es in einer Aussendung. "Die Israelitische Kultusgemeinde wird auf Basis der Reaktion des Mauthausen-Komitees weitere Schritte, die bis hin zu einem Austritt aus dem Komitee reichen können, beraten."
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