"Krieg der Zahlen": So kriminell sind Asylwerber wirklich
Der KURIER-Bericht über die ausbleibende Kriminalitätswelle – trotz des Flüchtlingsstroms – wird seit drei Wochen in Medien und Fachwelt heftig diskutiert. Eine Woche vor der Präsentation der Kriminalstatistik 2015 wird die Hysterie immer größer. "Jeder zweite Asylwerber angezeigt", drehte "die Presse" an der Aufmerksamkeits-Spirale. Die dort präsentierten Zahlen sind zumindest "problematisch", meint Kriminalsoziologe Norbert Leonhardmair und sagt: "Nun beginnt der Krieg der Zahlen". Ein Überblick über die echten Fakten zum Thema Ausländer- und Flüchtlingskriminalität:
Wie aussagekräftig ist die Kriminalstatistik?
"Kriminalstatistiken sagen wenig über Kriminalität aus, sondern belegen, was die Polizei tut", sagt Leonhardmair. Gibt es mehr Planquadrate, werden mehr Alkolenker erwischt. Abgebildet wird die Zahl der Anzeigen, nicht der Verurteilungen.
Steigt die Zahl der Anzeigen gegen Asylwerber?
Ja, 2015 werden erstmals rund 14.000 Anzeigen erreicht. In den Jahren davor lag die Zahl zwischen etwa 8400 und 9600. Allerdings hat sich die Zahl der Asylanträge im Vorjahr verdreifacht. Diese allerdings mit den Menschen in der Grundversorgung zu vergleichen, wie "die Presse" es tat, ist unsauber. Denn es werden von der Polizei weit mehr Menschen zu den Asylwerbern gerechnet als in der Grundversorgung sind – etwa auch jene mit abgeschlossenen Verfahren. Auf der anderen Seite gibt es Menschen mit Asylstatus, die nicht in der Grundversorgung sind. Leonhardmair: "Tatsächlich müsste man eine fiktive Zahl haben an Asylwerbern, die insgesamt in einem Jahr im Land sind. Das ist unmöglich".
Wird jeder zweite Asylwerber kriminell?
Das ist blanker Unsinn. Vergleicht man die Anzeigenstatistik der Polizei mit den Verurteilungen durch Gerichte, dann führen gerade einmal 6,2 Prozent aller Anzeigen zu einer Verurteilung. Selbst wenn jeder zweite Asylwerber angezeigt werden würde, was jedenfalls zu hoch gegriffen ist, wären nur 12 Prozent kriminell.
Sind Asylwerber krimineller als Österreicher?
Das ist Anschauungssache. Rund 75 Prozent der Asylsuchenden sind männlich, eine hohe Zahl jugendlich. In dieser Gruppe sind auch Österreicher weit krimineller als der Durchschnitt. Dazu sind Asylwerber meist in einer sozial niedrigen Schicht. Die häufigsten von ihnen begangenen Delikte sind Ladendiebstahl und Schwarzfahren. Unter repräsentiert sind sie hingegen bei Gewalt- und Sexualdelikten.
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