Kommt ein zweiter Lockdown? Kurz: "Es liegt an uns allen"

Bundeskanzler Sebastian Kurz
Bundeskanzler Kurz hat sich am Sonntag zu den Spekulationen zu einem zweiten Runterfahren der Wirtschaft geäußert. Er rechnet im Dezember mit bis zu 6.000 Neuinfektionen pro Tag.

Wie wird Österreich mit den massiv steigenden Infektionszahlen umgehen? Kommt ein zweiter Lockdown?

Diese Fragen stellen sich derzeit viele Österreicher. Antworten darauf hat Bundeskanzler Kurz nun in einem Video versucht zu geben. Er attestiert den Österreichern eine "gewisse Corona-Müdigkeit", die er durchaus nachvollziehen könne. Aber: "Wenn es uns nicht gelingt, das Wachstum einzubremsen, haben wir im Dezember Neuinfizierten-Zahlen von 6.000, und drei Wochen später doppelt so viele. Das ist alles andere als unrealistisch."

Mit der beginnenden Grippewelle würden wir dann "an unsere intensivmedizinischen Kapazitäten kommen", sagt Kurz. Derzeit gebe es zwar noch kein Problem: "Von den 2.500 Intensivbetten, die wir in Österreich haben, sind knapp 1.000 für Coronapatienten reserviert. Und von denen sind derzeit knapp 120 belegt", sagt er. Das könne sich aber binnen Kurzem ändern, das zeige auch ein Blick nach Tschechien.

"Alle müssen einen Beitrag leisten"

Die Frage, ob ein zweiter Lockdown kommt, beantwortet Kurz so: "Es liegt an uns allen". In vielen europäischen Ländern sei ein solcher Zustand sogar schon erreicht. "Die gute Nachricht ist: Wenn wir alle einen Beitrag leisten und soziale Kontakte reduzieren, dann können wir einen zweiten Lockdown in Österreich verhindern", so Kurz weiter.

Man wisse mittlerweile, dass die Masse der Ansteckungen im privaten Bereich stattfinde. Das bedeute: "Wenn wir alle auf Feiern, auf private Zusammenkünfte in großen Gruppen, auf Partys verzichten, dann können wir das Wachstum bremsen und so die Schulen, die Wirtschaft und auch Teile des sozialen und gesellschaftlichen Lebens offenhalten."

Ob diese Einschränkungen nicht der Wirtschaft schaden würden, würde er oft gefragt. Ein zweiter Lockdown wäre allerdings deutlich dramatischer, so Kurz: "Je höher die Infektionszahlen sind, desto höher der wirtschaftliche Schaden in einem Land." Gerade in Österreich, wo man stark vom Tourismus abhängig sei, gelte das besonders: "Je höher die Infektionszahlen, je mehr Reisewarnungen, desto weniger Gäste und desto höher der Schaden. Das kostet unzählige Arbeitsplätze. Wir müssen daher zusammenhalten, die Ansteckungszahlen niedrig halten und so den Schaden für Wirtschaft und Beschäftigung abfedern."

"In so einer Gesellschaft will ich nicht leben"

Auch auf die Frage, ob man nicht die Jungen "normal leben lassen könne", die Älteren quasi wegsperren könne, geht Kurz ein. "In so einer Gesellschaft will ich nicht leben", sagt er dazu. Dazu komme, dass dies gar nicht funktionieren könne: Ältere Menschen, gerade in Pflegereinrichtungen, müssten gepflegt werden. Je mehr Menschen sich infizierten, desto mehr würde das Virus in solche Einrichtungen geschleppt werden. "Wir müssen vulnerable Gruppe und insbesondere ältere Menschen bestmöglich schützen. Das muss unser Ziel sein."

"Vor uns liegt eine sehr schwierige Zeit"

Wann all dies endlich vorbei sei, könne er natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen. "Ein Durchbruch kann nur erreicht werden, wenn es einen Impfstoff gibt", so Bundeskanzler Kurz. Mit dem rechne er spätestens im Sommer. Der Herbst und der Winter würden noch sehr herausfordernd werden. "Vor uns liegt eine sehr schwierige Zeit." 

Aber. "Wir alle können einen Betrag leisten. Wir können, müssen und werden gemeinsam diese Zeit in Österreich überstehen", so Kurz' abschließender Appell.

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