Körpersprache-Experte: "Menschen wählen ein Alphatier, keine Partei"

Kurz, Kern & Strache bei Dreier-Konfrontation im Linzer Design Center.
Kern, Kurz oder Strache: So inszenieren sie sich im Kampf ums Kanzleramt.

"Wir müssen Panzer zum Brenner schicken."

Wenn ein Heinz-Christian Strache so etwas sagt, gibt es einen Aufschrei: Ist denn schon Krieg?

Wenn ein Sebastian Kurz dasselbe sagt, reiben sich daran eigentlich nur die politischen Beobachter. In den Augen der Wähler macht Kurz’ Körpersprache den entscheidenden Unterschied, erklärt Experte Stefan Verra.

Faktor Nummer 1: Der junge ÖVP-Chef "schwingt die Salatschüssel", also er formt beim Sprechen mit den Händen eine große Schüssel, die er in der Luft hin- und herbewegt, meistens Richtung Boden. "Gesten, die zum Boden deuten, wirken beruhigend, sie geben Sicherheit", erklärt Verra.

Generell zeichne sich der ÖVP-Chef durch eine "Körpersprache der Vernunft" aus. Er wirke dadurch wesentlich älter, als er mit seinen 31 Jahren ist.

Faktor Nummer 2: "Er zieht die Augenbrauen zusammen, macht ein besorgtes Gesicht. Das kommt rüber wie ein: Ich würde ja gern, aber ich kann nicht anders", erklärt Verra. "Dann denkt sich auch ein kritischer Beobachter: Na gut, wenn er meint..."

Instabil und aufgeregt

Das Gegenbeispiel sei FPÖ-Chef Strache: Laut dem Experten wirke er permanent aufgeregt. Er will durch Mimik und Gestik sogar ausdrücklich seine Verärgerung zum Ausdruck bringen, meint Verra. "Das Problem ist: Er wirkt dadurch eher instabil, reißt seine Hände immer wieder ruckartig nach oben." Seine Körpersprache sei generell eher aggressiv und anprangernd, eben die eines Oppositionellen. "Dieses ständige Haar in der Suppe finden, dieses Angriffige, hat ihn groß gemacht. Staatstragend wirkt er mit dieser Art aber nicht, das weiß er auch", schildert Verra das Dilemma Straches, der gute Chancen hat, nach dem 15. Oktober von der Oppositions- auf die Regierungsbank zu wechseln.

Als Ruhepol fungiert eher Norbert Hofer, der bei der Hofburg-Wahl ein historisches Ergebnis für die Freiheitlichen erreicht hat. Der FPÖ-Vize sei aber auch nur "zum Schein" sanfter als Strache, meint Verra. Er wirke kontrollierter, im Gesamtbild zeige sich aber, dass das kein natürliches Verhalten sei. "Dafür fehlt die Unmittelbarkeit der Reaktionen", fasst der Experte zusammen.

Zunehmender Druck

Christian Kern hat laut Verra "die ideale Körpersprache eines Alphatieres" – er ist fast so groß wie Sebastian Kurz, stehe aufrecht, macht in seinen Gesten oft lange Pausen, schaut beim Sprechen von links nach rechts und damit scheinbar das ganze Volk an, skizziert Verra die äußere Erscheinung des Kanzlers.

Zuletzt habe er etwas gehetzt gewirkt, in die Ecke gedrängt. Das könnte laut dem Experten daran liegen, dass er zunehmend unter Druck stehe und von Beratern zu sehr auf Partei getrimmt worden sei. Sein Tipp: "Stellt ein Talent auf die Bühne und lasst es einfach sein. Die Menschen wählen niemals eine Partei, sie wählen ein Alphatier."

Körpersprache-Experte: "Menschen wählen ein Alphatier, keine Partei"
Stefan Verra ist gefragter Körpersprache-Experte, Uni-Dozent und Autor, der sich mit der internationalen Polit-Spitze beschäftigt. Derzeit ist er mit seinen Vorträgen auf Tour.Infos: stefanverra.com

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