Kneissl-Hochzeit: Fragwürdige Dekoration im Restaurant

Ein Tänzchen mit Außenministerin Kneissl
"Wie kann man Hundewürste vor der Toilette aufhängen, wenn Russlands Staatschef auf Besuch kommt", ätzt ein Zaungast.

Luftgetrocknete Schweineohren und Rinderkopfhaut, getrocknete Hühnerhälse und Rinderlungen, Kalbfleisch-Pralinen und verschiedene tierische Würste für Hund und Katz. Diese Leckereien und noch mehr hat der steirische Tierfutter-Hersteller Alto Petfood um den Fleischgroßhändler und Immobilieninvestor Alois im Programm. Die Hochzeit seines Jugendfreundes Wolfgang Meilinger und von Außenministerin Karin Kneissl am vergangenen Wochenende in der Südsteiermark nutzte der gewiefte Unternehmer zu einer fragwürdigen Produktpräsentation vor den Toiletten des Gamlitzer Hochzeits-Restaurants. Das belegt ein Handyvideo, das dem KURIER zugespielt wurde.

Alois Koehrer Wurst

"Wie kann man Hundewürste vor der Toilette des Hochzeitsrestaurants aufhängen, und insbesondere wenn Russlands Staatschef auf Besuch kommt", ätzt ein Zaungast.  

Für Köhrer ging der Marketing-Gag jedenfalls auf. "Für mich ist das ein Riesen-Coup", sagt der Unternehmer in der Dienstag-Ausgabe des KURIER.

Kleine Detail am Rande: Laut einer ATV-Doku über Millionäre und einem Standard-Bericht vom Mai 2011 ist der steirische Fleischermeister ein Auto-Freak. Der Standard zitierte ihn damals: "Ich fahre unter anderem einen Mercedes SLS AMG mit 571 PS, das Safety-Car der Formel 1. Mein VW-Käfer mit Fetzendachl ist der letzte, der in den 1990er-Jahren in Mexiko erzeugt wurde." Dieser weiße Käfer machte mit der bunten Alto-Petfood-Werbung auf der Kneissl-Hochzeit ebenfalls Furore.

Die Tierfutter-Firma Alto Petfood hat Köhrer erst im Mai 2018 gegründet. Indes wird der Fleischhandel, laut Homepage vor allem mit Schweine-Kopffleisch, über die Alois Köhrer GmbH mit Sitz in Groß St. Florian abgewickelt. Mit dem Fleisch-Großhandel setzte der Steirer im Jahr 2012 fast 14 Millionen Euro um, im Jahr darauf waren es nur noch etwas mehr als zwölf Millionen Euro. Im Jahr 2014 sank der Umsatz dann auf 9,932 Millionen Euro. Dazu muss man wissen, dass im Sommer 2014 die Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt wurden. Laut Köhrer machte er bis dahin 90 Prozent des Umsatzes mit Russland.

Im Jahr 2015 wurden die Umsätze in der Gewinn- und Verlustrechnung nur noch mit 3,579 Millionen Euro beziffert.

Umsatzeinbußen wegen Russland-Sanktionen

"Da das Einfuhrverbot für Agrarerzeugnisse aus der EU nach Russland unverändert seit August aufrecht ist, mussten im Berichtsjahr weitere große Umsatzeinbußen hingenommen werden", heißt es im Lagebricht der Gesellschaft zur Bilanz 2015. "Auch der Inlandsumsatz von Rindfleisch und Rinderköpfen ist aufgrund des herrschenden Überangebots und der sinkenden Nachfrage stark zurückgegangen. Wir haben uns daher im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 vermehrt um die Erzeugung von Tiernahrung bemüht, um somit neue Absatzmärkte zu erschließen." So sei es gelungen, "verschiedene getrocknete Tiernahrungsprodukte für jede Hundegröße und jedes Hundealter herzustellen". Mit dem Vorteil: Der Großteil des Rohmaterials stamme aus der eigenen Zerlegung. Mit der Tierfutterproduktion, heißt es weiter, konnte der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden. Laut dem Wirtschaftsauskunftsdienstleister Creditreform soll die Alois Köhrer GmbH im Jahr 2016 rund sieben Millionen Euro umgesetzt haben.

In den Bilanzunterlagen für das Jahr 2016 findet man keine Angaben zum Umsatz der Alois Köhrer GmbH mehr. Indes werden das Umlaufvermögen mit 4,56 Millionen Euro, der Bilanzgewinn mit 988.000 Euro und die Verbindlichkeiten mit 4,27 Millionen Euro beziffert. Zugleich wird festgehalten, dass dem Geschäftsführer ein Darlehen in Höhe von 900.000 Euro mit einem jährlichen Zinssatz von zwei Prozent gewährt wurde, das bis spätestens 11. November 2020 zurückgezahlt werden sollte. Das Darlehen sei mit einem Grund-Pfandrecht besichert. Im Verzugsfall ist ein Zinsaufschlag in Höhe von fünf Prozent fällig.

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